Leseprobe

Lukas von Vanand und Kostand von Julfa 233 q Bitten von Stephan von Julfa, die für den Buchdruck notwendigen Vorrichtungen von Europa nach Neu-Julfa zu senden, unbeantwortet blieben, erscheinen als der Grund, warum die Werke der Autoren aus Neu-Julfa – darunter auch die Werke des Kostand von Julfa – ungedruckt blieben. Die Vorhaben einiger Forscher des 20. Jahrhunderts (Hakob Anasyan, Ṛafik Abrahamyan), die Originaltexte der Werke »Ašxarhažołov« und »Dṛnern ṛałmin« herauszugeben, blieben leider unvollendet, weswegen diese Werke bis heute nicht ediert sind.12 Unter solchen Umständen erscheint es nicht erstaunlich, dass der Umfang der bekannten Informationen zur Überlieferung der Handschriften der kaufmännischen Handbücher des Kostand von Julfa begrenzt ist. Die bisherige Forschung hat auf lediglich drei bis vier Handschriften hingewiesen, die diese Standard-Handbücher beinhalten.13 Darüber hinaus steht aber zu vermuten, dass die Originale der Werke in sechs Handschriften erhalten sind, wovon sich drei in Jerewan, zwei in London und eines in Neu-Julfa befinden.14 Zwei armenische Kaufmannshandbücher im Vergleich Die kaufmännischen Handbücher von Kostand von Julfa und Lukas von Vanand, die mit einem Zeitabstand von zwölf Jahren in Neu-Julfa und Amsterdam erschienen, zeigen auffällige inhaltliche Gemeinsamkeiten. Bisherige Untersuchungen bezüglich der Gemeinsamkeiten dieser Werke basieren auf ihre Ähnlichkeiten. Das erste Beispiel einer solcher Untersuchung finden wir bei Levon Xačʻikyan, der in seinen berühmten Artikeln von 1966/67 beiläufig geäußert hat, dass Lukas von Vanand von »Ašxarhažołov« reichlich Gebrauch gemacht hat.15 1975 hat Gełam Gevorgyan in einem separaten Artikel über das Werk von Lukas von Vanand die gleiche Ansicht wiederholt.16 Diese Meinung über die Gemeinsamkeiten der beiden Werke hat auch später Ēlizabetʻ Tʻaĵiryan bestätigt.17 Schließlich hat Sepuh Aslanyan in seinem wegweisenden Buch von 2011 das Werk »Ein Schatz der Maße« von Lukas von Vanand als eine »komprimierte Fassung« des »Ašxarhažołov« von Kostand von Julfa charakterisiert, indem er die Notwendigkeit der Amsterdamer Ausgabe durch den Mangel, den es an handgeschriebenen Exemplaren von »Ašxarhažołov« gab, und durch jene Schwierigkeiten, die armenische Kaufleute bei deren Erwerb hatten, erklärte.18 Im Grunde ist sich die bisherige Forschung darin einig, dass das Werk von Lukas von Vanand auf »Ašxarhažołov« basiert bzw. dass es 12 Für die einzige kleine edierte Passage des Werkes »Ašxarhažołov« siehe Pʻapʻazyan, Kostand J̌ułayecʻu »Ašxarhažołovi«; ders., Hayastani ar˙evtrakan, S. 160–163. 13 Die vollständigste Untersuchung zu den Manuskripten der Werke von Kostand von Julfa stammt heute von Aslanyan, der jedoch nur Angaben zu vier Manuskripten vorlegt, zu zwei Handschriften von Matenadaran und jeweils zu einer Handschrift in Oxford und Neu-Julfa (Aslanian, Indian Ocean, S. 280, Anm. 43). Hovhannisyan und Papazyan erwähnten hingegen nur drei Manuskripte von Handbüchern des Kostand von Julfa (Hovhannisyan, Hay ar˙evtrakan kapitaln, S. 59; Pʻapʻazyan, Hayastani ar˙evtrakan, S. 14). 14 Baldaryan, Kostand J̌ułayec‘u vačar˙akanakan. 15 Khachikian, Ledger, S. 178; ders., Le registre, S. 266. 16 Kévonian, Marchands arméniens, S. 200 f. 17 Tʻaȷ̆iryan, Łukas Vanandecʻu Ganj čʻapʻoy, S. 7. 18 Aslanian, Indian Ocean, S. 137. Vgl. auch ders., The Circulation of Men and Credit, S. 137 f.

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