q 234 Sargis Baldaryan seine überarbeitete und komprimierte Fassung ist. Diesbezüglich ist auch der bisher unbemerkt gebliebene Umstand zu erwähnen, dass der Autor selbst, ohne freilich den Namen von Kostand von Julfa zu nennen, gesteht, dass er von armenischen Quellen Gebrauch gemacht hat. Diesbezüglich hat er in seinem Vorwort geschrieben: »Nach unserem Können und wie wir sie in authentischen Büchern19 geschrieben fanden, werden wir ihnen folgen und das gleiche werden auch wir zum Nutzen der Brüder, die unsere Landesleute sind und sich gerne mit Handel beschäftigen, aufschreiben.«20 Um sich ein noch deutlicheres Bild von der Gemeinsamkeit der Handbücher von Lukas von Vanand und Kostand von Julfa machen zu können, erscheint es angebracht, einen inhaltlichen Vergleich zwischen ihnen anzustellen und beide Originaltexte kritisch zu analysieren. Aus struktureller Hinsicht hinterlässt das Werk von Lukas von Vanand den Eindruck einer besser bearbeiteten und strukturierten Schrift. Das verfügbare Material hat der Verfasser konsequent in einige Abschnitte eingeteilt. Zum Beispiel sind im ersten Kapitel die Gewichts-, Maß- und Währungseinheiten in Form unterschiedlicher Abschnitte vorgestellt. Im zweiten Kapitel, wo es um die Handelsplätze geht, werden auch ethnische und kulturelle Informationen über den jeweiligen Handelsort bzw. das einzelne Land gegeben. Das dritte Kapitel ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die nicht nur von der geographischen Entfernung der europäischen Städte untereinander handeln, sondern auch von im Handel gebräuchlichen komplizierten Rechentechniken. Das Werk »Ašxarhažołov« von Kostand von Julfa wurde dagegen ausschließlich nach dem Prinzip der vollständigen und geordneten Beschreibung der einzelnen Handelsplätze verfasst. Zum Beispiel teilt der Autor seinen Lesern die Informationen über Genua erst dann mit, wenn er alle Einzelheiten über Venedig abgehandelt hat. Alle Angaben über Maß-, Gewichts- und Währungseinheiten und deren Systeme sind mit der vollständigen Beschreibung Venedigs als Handelsmarkt eng verbunden. Kostand von Julfa basiert sein ganzes Werk auf das gleiche Prinzip und stellt auf diese Weise alle Handelszentren der Reihe nach vor, die sich vom Fernen Osten bis Westeuropa erstrecken. Somit sind die Handbücher von Lukas von Vanand und Kostand von Julfa in struktureller Hinsicht mit unterschiedlichen Zielen geschrieben worden. Dies ist aus dem Charakter des jeweiligen Werkes ersichtlich: Das Werk »Ašxarhažołov« war als Lehrbuch für den kaufmännischen Unterricht geschrieben worden, während es das Ziel des Werkes von Lukas von Vanand war, breitere kaufmännische Kreise zu erreichen, indem er die angebotenen Informationen für sie besser strukturierte und verständlicher machte. Auch aus inhaltlicher Sicht sind die Werke »Ašxarhažołov« und »Ein Schatz der Maße« unterschiedlich. Trotzdem finden sich in nicht geringem Maße gewisse gemeinsame Abschnitte, die entweder in einem oder im anderen Werk vorhanden sind. Es ist sogar schwierig, die Frage zu beantworten, welches der beiden Werke aus inhaltlicher Sicht reicher und umfassender ist, vor allem was die Fülle der angebotenen Informationen angeht. Gegen die Meinung, dass das Handbuch des Lukas von Vanand nur eine bearbeitete Fassung des »Ašxarhažołov« darstelle, spricht die Tatsache, dass im Werk »Ein Schatz der Maße« viele Passagen zu finden sind, die im Werk des Kostand von Julfa schlicht fehlen. Dazu gehören zum Beispiel die ethnologisch interessanten Angaben über unterschiedliche Völker oder die Angaben über die Preise der Waren und über die Ent19 Gemeint sind die ihm verfügbaren armenisch-sprachigen Schriften über das Handelswesen. 20 Vanandecʻi, Ganj čʻapʻoy, S. 3 (Hervorhebung durch Verf.).
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