37 Der Frühe Film 1895–1918 WINTERGARTENPROGRAMM 1895 | Regie: Max Skladanowsky Die Brüder Skladanowsky landeten am 1. November 1895 einen Coup, als sie im Berliner Varietétheater Wintergarten erstmals öffentlich Bewegtbilder präsentierten. Das Programm umfasste acht sehr kurze Streifen abgefilmter Varieténummern. Technisch war das Verfahren jedoch nicht ausgereift, außerdem war es streng genommen keine Filmvorführung. Die Skladanowskys nutzten kein konfektioniertes 35mm-Material und mussten die aufgenommenen Phasenbilder per Hand auf zwei Streifen montieren, um in abwechselnder Projektion einen annähernd kontinuierlichen Bildeindruck zu erreichen. Nachdem sie Bekanntschaft mit den Apparaten der Brüder Lumière gemacht hatten, verlegten sie sich wieder auf ihre Schaustellerkarriere. | RR Lehrreich und amüsant ist auch die Schlußnummer des Programms, das ›Bioscop‹: [Ottomar] Anschütz hat schon vor Jahren von Personen und Thieren in den einzelnen Phasen ihrer Bewegungen photographische Momentaufnahmen gemacht, die er dann auf einem rasch rotierenden Rade vereinte, so daß das Auge Person oder Thier in der jeweiligen photographierten Bewegung sah. [Thomas Alva Edison] hat Anschütz’ Apparat, den »elektrischen Schnellseher«, in seinem Kinetoskop ausgestaltet. Hunderte von rasch bewegten und beleuchteten Bildchen setzten sich zu lebendigen Szenen aus dem Leben zusammen. Diese letztere Erfindung Edisons ist in dem Bioscop mit vielem Geschmack verwerthet. Eine kinetoskopische Scene wird auf eine beleuchtete, helle Fläche reflectiert, so daß sie den Eindruck von Schattenspielen macht. Nur das Zittern der einzelnen Figuren erinnert an die Zusammensetzung aus vielen kleinen, durch Elektricität rasch bewegten und beleuchteten Bildchen. N. N. Berliner Lokal-Anzeiger 5. November 1895 LA FÉE AUX CHOUX 1896
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