165 Film im Nationalsozialismus 1933–1945 TRIUMPH DES WILLENS 1935 | Regie: Leni Riefenstahl Leni Riefenstahls zweiter Parteitagsfilm konnte mit unvergleichlichen Ressourcen realisiert werden. 18 Kamerateams waren im Einsatz, die wirkungsvollsten Perspektiven auf die Massenchoreografien bereits im Vorfeld erprobt. Der Parteitag festigte nach der Ausschaltung von Konkurrenten im sogenannten Röhm-Putsch die zentrale Rolle Adolf Hitlers, der Film inszeniert den Führerkult visuell und dramaturgisch konsequent. | RR [...] Wie leicht wirkt dieses innerlich treue, makellos kongruente Abbild der Schöpfung aus einem Führer-Willen; wie stahlklar sein inneres Gerüst, wie durchsichtig jedes lebenserfüllte Bild in der Flut der Bilder. Dies Wunder stellen wir allen Sensationen, Eindrücken, Kritiken, Analysen, Hymnen und Würdigungen voran: es ist wirklich ein einfaches filmisches Lied; der verwirrende Einsatz von technischen Kräften, Rohfilmmassen, glühendem Filmfanatismus und was sonst noch die Werkgeschichte des Reichsparteitagfilms erfüllte, ist verschwunden vor der einen klaren Gestaltungslinie Leni Riefenstahls: aus dem inneren Befehl, der Deutschland antreten hieß vor der Verkörperung seines lchs, seinem Führer, ist auch dieser Film ein deutliches, unverwechselbar gemeißeltes Denkmal geworden. Ohne Schnörkel, ohne Künsteleien, ohne Verniedlichungen oder extreme Pathetik. Ein Zeit- Oratorium, eine Bilder-Ballade, Lied eines entsühnten Volkes. Der Eintracht mitten aus dem Herzen gesungen. Das ist der Nibelungen Notwende. [. . .] Uebergang zur Schlußrede des Führers. Mit ihr mündet der Film wieder ein in den hehren Mund unseres Volkes. Seine ergreifendste, ergriffenste Rede als Schlußstein. Demütig tritt die Kamera aus der Weltfülle der festfiebernden Stadt vor sein Antlitz. Wir erleben den Seher, den Künder. Die politische Rede weitet sich zum Glaubensbekenntnis. Nie hatten Volk und Volksmann den Führer so greifbar, so unentrinnbar nah vor sich – und wieder so entrückt in der feierlichen Verkündung der Hochziele: Ein Orden soll diese Bewegung sein. Hier zünden prophetischer Sprecher, Filmausdruck und Sinnbildgebung ein aufleuchtendes Symbol an: wie das Motiv vom Orden ausgesprochen ist, glüht das Hoheitszeichen, das der Führer schuf, ins Bild, bestätigend, weihend. Noch einmal fällt diese Sinnbildgebung, die nie konstruiert, sondern gewachsen ist, besonders auf – als von der Mission des Arbeiters und der Arbeit im neuen Deutschland das Wort ertönt, packt eine Kamera die Inschrift auf den Brustschild eines Mannes: »Arbeit adelt.« Die Dichterin des Films siegt in diesen Fügungen, hier erweist sich die vollendete Lösung einer Aufgabe, die nicht Reproduktion, nicht Konstruktion, sondern intuitive Durchblutung eines historischen, und doch bleibendaktuellen nationalen Festes ist. Voraussetzung der Gestaltung ist die Schaffung und Abdichtung der Sphäre, des Milieus in jeder Kongreßsituation. Die 130000 Meter Material boten Vollgültiges. Besondere Stärke der Riefenstahl: das Erlebnis (gleichsam in einer zweiten Handlung) miterlebt zu zeigen: in Erwachsenen, in Kindern, bei Männern, bei Frauen. Das deutsche Antlitz gibt seine schönsten Abbilder in der Reihe von Jugend- und Frauenköpfen, denen Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei, von Schöpferhand segnend aufgezeichnet sind. Das Dasein ist so überreich an lebendiger Schönheit, Rasse-Zeugen aus jedem Bild. Aber auch Tat-Zeugen in jedem heimlich »mitgenommenen« Bild, vom Frankenführer angefangen bis zum unbekanntesten Hitlerjungen. [...] und wie blickt Verschworenheit zum Führer aus jedem Knabenauge. Einmal läßt die Kamera einen Kleinen nicht los, er trommelt, trommelt, trommelt, müde schon die Muskeln – doch unermüdlich sein Wille; junger Triumphator... wie rührend, wie groß; kein Auge wendet er von dem Auge, das auch ihn trifft. Denn dieser Film schenkt unserm Volke dies: es blickt dem Führer fest ins Auge, so wie der Führer ihm in die Augen schaut. Unter Sonne und Stern von Nürnberg. [...] –r., Film-Kurier, Nr. 75 29. März 1935 STAR WARS: THE FORCE AWAKENS 2015
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