183 Film im Nationalsozialismus 1933–1945 HEIMKEHR 1941 | Regie: Gustav Ucicky [...] Gustav Ucicky ist der Gestalter dieser großen Schicksalsschilderung; sie führt uns mitten in die Erlebnisse der Tage, die am Anfang des großen Entscheidungskampfes standen, der Deutschland aufgezwungen wurde. Im Erlebnis der Deutschen aus dem kleinen Ort Emilienthal, die von den Polen drangsaliert werden, im Leiden, das diese Menschen erdulden müssen, also in den Schicksalen einer Gruppe von Volksdeutschen wird das Gesamtschicksal des Volksdeutschtums im ehemaligen Polen sichtbar. Die deutsche Schule wird geschlossen, das Gebäude beschlagnahmt, das Deutsche Haus enteignet. Eine Frau wird gesteinigt und stirbt, ein junger Deutscher wird vom Pöbel buchstäblich zertreten; der alte Landarzt wird während einer Dienstfahrt angefallen und blind-geschossen und schließlich werden die Deutschen zusammengetrieben und zu Hunderten in enge, dumpfe Gefängnisse gepfercht. In all diesen schweren Stunden haben sie der Prüfung standgehalten, unsägliche Qualen haben sie über sich ergehen lassen müssen, und es ist dabei nur menschlich, wenn einer oder der andere inmitten dieser Hölle einmal die Nerven verliert und an einer höheren göttAls nachträgliche Rechtfertigung des Überfalls auf Polen angelegter Film, in dem Übergriffe auf »Volksdeutsche« und deren Hoffnung auf Befreiung durch die Wehrmacht im Zentrum stehen. Unter den antipolnischen Filmen der Zeit ist Ucickys Machwerk das drastischste Beispiel. | RR lichen Ordnung zu zweifeln beginnt: Aber auch er findet seine Haltung wieder und steht tapfer in der Front des Glaubens an den Sieg der Sache, vor die sich, als alle Wege, im Guten einen Wandel in der Behandlung des Volksdeutschtums herbeizuführen erschöpft sind, Deutschland mit aller Kraft und Entschlossenheit stellt: Die Nation, vom Führer aufgerufen, bricht auf zum Kampf der Verteidigung des Deutschtums. In den furchtbaren Augenblicken, da die polnische Soldateska den im Gefängnis zusammengepferchten Deutschen den Fangstoß geben will und mit Maschinengewehren in die Reihen der Wehrlosen schießt, sind die Retter schon im Anmarsch. Der Mord an den Volksdeutschen Emilienthals, deren Schicksale der Film schildert, kann noch rechtzeitig verhindert werden. Ein neuer Morgen bricht für sie an, deren Vorfahren vor anderthalb Jahrhunderten (weil damals die Heimat keinen Platz für sie hatte) in diese Ostgebiete gewandert waren. lhre Nachkommen kehren nun in den Schoß der Heimat zurück, dankbar und freudig empfangen. Das große Zeitbild, das aus der Schilderung der Einzelschicksale, der Schicksale einer Menschengruppe, erwächst, die Zeugnis für das Gesamtschicksal des Volksdeutschtums im ehemaligen Polen sind, ist ein menschliches Erlebnisdokument, das unverlierbar die Erinnerung aufbewahrt an die Leiden des Volksdeutschtums und an den Aufbruch der Nation zu dem Schicksalskampf, den ihm seine Gegner aufgezwungen haben. Mit diesem Film zeigt auch Gustav Ucicky wieder, wie der Spielfilm zur zeitgeschichtlichen Erlebnisschilderung, also zu einem Werk werden kann, das den Charakter des großen Zeitdokuments hat. [...] Felix Henseleit Film-Kurier, Nr. 250 24. Oktober 1941
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