Geschichtlicher Überblick (1170 – 1541) 17 | Das Dresdner Gebiet ist seit 1319 | dauerhaft bei der Markgrafschaft Meißen | geblieben. Für die Herrschaftspraxis Friedrichs des Ernsthaften (1323–1349), des Sohnes Friedrichs des Freidigen, spielte Dresden als fürstlicher Aufenthaltsort wieder eine wichtige Rolle. 1348/49 fanden hier reichspolitisch bedeutsame Verhandlungen statt, als die führenden Vertreter der um den Königsthron streitenden wittelsbachischen und luxemburgischen Parteien – Markgraf Ludwig von Brandenburg und der als Gegenkönig gewählte Karl IV. – nach Dresden kamen. Die ihm dabei von den Wittelsbachern angetragene Königskrone lehnte Friedrich der Ernsthafte ab. Sein Sohn Friedrich der Strenge (1349–1381) regierte zunächst als Vormund, seit ca. 1365 gemeinsam bzw. seit 1371 bei wechselnder Vormundschaft mit seinen Brüdern Balthasar und Wilhelm I. über die thüringischen, osterländischen und markmeißnischen Territorien der Wettiner. Dresden wurde zum erstrangigen Herrschaftsmittelpunkt des markmeißnischen Gebiets. Im Ergebnis der Chemnitzer Teilung 1382 erhielt Markgraf Wilhelm I. (ca. 1365–1407) den wesentlichen Teil der Markgrafschaft Meißen (Abb. 6). Dieser energische Markgraf – auch er fehlt auf dem »Dresdner Fürstenzug« – betrieb die endgültige Durchsetzung der wettinischen Landesherrschaft im Markengebiet. Er schuf mit der Vertreibung der Donins 1402 nicht nur neue Verhältnisse im Dresdner Raum, sondern bewirkte auch eine grundlegende Änderung der Verhältnisse auf dem symbolträchtigen Burgberg in Meißen. Sowohl der Meißner Bischof als auch der Meißner Burggraf wichen vor ihm in ihre eigenen Herrschaftsgebiete aus. Die Reiseherrschaft Markgraf Wilhelms I. war durch eine gewisse Turnusmäßigkeit gekennzeichnet. In seinem Itinerar erweisen sich Dresden und nunmehr – erstmals seit dem 13. Jahrhundert – auch wieder Meißen gegenüber allen anderen wichtigen Aufenthaltsorten als bevorzugte Herrschaftsschwerpunkte (Abb. 7). Dies war verbunden mit dem Ausbau der Herrschaftssitze zum neuartigen Typus der Residenz- oder Fürstenburg. Hatten im Dresdner Burg- bzw. Schlossareal bis dahin noch die Bauten am Taschenberg der fürstlichen Hofhaltung gedient, so wurde nun die Anlage am Brückenkopf zu einer solchen Fürstenburg ausgebaut. Als besonderes Herrschaftszeichen erhielt sie mit dem Hausmannsturm den mächtigsten gotischen Burgturm der wettinischen Lande. Als Wilhelm 1407 starb, vererbte er seinen Neffen eine gefestigte Landesherrschaft, die vor allem Friedrich der Streitbare (1381–1428) zu nutzen verstand. Ihm gelang es 1423 das Herzogtum Sachsen (-Wittenberg) und die damit verbundene Kurwürde zu erwerben. | Mit dem Aufstieg in den exklusiven Kreis | der sieben Kurfürsten, denen allein das Recht | der Königswahl zustand, übertrug sich der | Name Sachsen allmählich auf das gesamte | wettinische Territorium. 6 | Markgraf Wilhelm I., Stich nach der heute stark zerstörten Grabplatte im Dom zu Meißen, 17. Jahrhundert. Das Dresdner Gebiet aus dem Wilhelmschen Erbe hatte allerdings Friedrich der Friedfertige (1406–1440) erhalten. Als Landgraf von Thüringen bestimmte er Weimar zum Hauptaufenthaltsort. An zweiter Stelle folgte Dresden, das Herrschaftsmittelpunkt seiner markmeißnischen Besitzungen wurde. Angesichts der Hussitengefahr ließ der Land- und Markgraf die Dresdner Stadtbefestigung
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1