Geschichtlicher Überblick (1170 – 1541) 19 9 | Die wettinischen Lande nach der Leipziger Teilung 1485, schematische Darstellung. Herzog Albrecht (1464–1500) und sein älterer Bruder Kurfürst Ernst (1464–1486) regierten nach dem Tod Friedrichs des Sanftmütigen 1464 zwanzig Jahre gemeinsam (Abb. 8). Fast über diesen gesamten Zeitraum war Dresden der Hauptstandort des längere Zeit hier sogar seßhaften Hofes. 1468 begann der tiefgreifende Umbau der Dresdner Fürstenburg zur neuartigen Schlossanlage. 1471 setzten, befördert durch die reichen erzgebirgischen Silberfunde, die Arbeiten an der Meißner Albrechtsburg ein. Es scheint, dass mit den beiden benachbarten und fast zehn Jahre parallel laufenden Schlossbauprojekten eine »komplexe Residenzkonzeption« verfolgt wurde, bei der die Albrechtsburg die Funktion einer repräsentativen »Festtagsresidenz«3 übernehmen und das Dresdner Schloss gewissermaßen als bequeme »Alltagsresidenz« dienen sollte. Dabei sei hier angemerkt, dass die Bezeichnung »Residenz« nicht zum mittelalterlichen Sprachgebrauch gehörte. Man sprach vom »Hoflager« bzw. vom »gewöhnlichen oder wesentlichen Hof«. Im Jahre 1485 nahmen die Brüder Ernst und Albrecht, die seit dem Tod ihres Onkels Wilhelm des Tapferen 1482 die gesamten wettinischen Lande unter sich vereinigten, die sogenannte Leipziger Teilung vor. In deren Ergebnis entstanden ein ernestinisches Kurfürstentum und ein albertinisches Herzogtum Sachsen (Abb. 9). Die Albrechtsburg erhielt danach allerdings nie die ihr zugedachte Funktion. Dresden, das seit dem 13. Jahrhundert im landesherrlichen Residenzbildungsprozess von allen wettinischen Herrschaftsschwerpunkten die größte Beständigkeit aufzuweisen hatte, etablierte sich nun endgültig zur Hauptresidenz des albertinischen Sachsen. Meißen ist jedoch mit seiner für die Markgrafschaft namengebenden Reichsburg bis heute Ort höchster Symbolkraft. Obwohl Herzog Albrecht mit der Leipziger Teilung alleiniger Landesherr eines Territoriums geworden war, das große Teile der Markgrafschaft Meißen, des Osterlandes mit Leipzig und des nördlichen Thüringens umfasste, stand er weiterhin häufig im
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