Leseprobe

Kurfürst Friedrich August I., genannt August der Starke, als August II. König von Polen 115 5 | Dresden, katholische Hofkapelle, Grundriss und drei Schnitte, Kupferstich nach Raymond Leplat, um 1728. Karcher und Christoph Beyer entstand das Hauptgebäude zwischen 1705 und 1708 (Abb. 7). Den weiteren Ausbau 1712 leitete Matthäus Daniel Pöppelmann. Das 1715 in kurfürstlich-königlichen Besitz übergegangene Palais mit der einzigartigen Treppenanlage nannte man auf Grund seiner Innenausstattung zunächst »Türkisches Palais«. Seit 1718 wurde es seiner Funktion gemäß als »Prinzliches Palais« und schließlich nach seiner Lage als Taschenbergpalais bezeichnet. August der Starke hatte 1718 das Gebäude zum Wohnsitz des Kurprinzenpaars Friedrich August (II.) und Maria Josepha umgestalten lassen. Als Kurfürst-König bestimmte Friedrich August II. 1747 das Taschenbergpalais anlässlich der Hochzeit seines Sohnes Friedrich Christian mit der bayerischen Prinzessin Maria Antonia, zur alleinigen Residenz des Thronfolgerpaares. Die dafür erforderlichen Umbaumaßnahmen leitete Johann Christoph Knöffel. 1756–1771 wurden unter Julius Heinrich Schwarze und Christian Friedrich Exner die beiden prägenden Flügelgebäude mit ihren Ehrenhöfen errichtet (Abb. 6). August der Starke erwarb 1716/17 von seinem Minister Jacob Heinrich Graf von Flemming ein Palais in der Pirnaischen Gasse (Abb. 1). Prachtvoll um- und ausgestaltet, wurde es als »Königliches Palais« neben dem Residenzschloss für einige Jahre zu einem Mittelpunkt des höfischen Lebens in Dresden. Eine tiefgreifende Veränderung erfuhr das Zwingergelände (Abb. 8). Der mit der Festungserweiterung 1569–1575 neu geschaffene Bereich war zunächst als Baumgarten und Feuerwerksplatz genutzt worden. 1709 initiierte August der Starke den Bau einer Orangerie und lieferte selbst dafür den ersten Entwurf (Abb. 9). Angesichts der repräsentativen Neubauplanungen für das durch Brand von 1701 teilzerstörte Residenzschloss stellte man nun die nur wenige Jahrzehnte zuvor im Zwingergelände errichteten Festbauten Reithaus (Abbruch 1714/1718), Redoutenhaus und Schießhaus (beide Bauten 1739 abgebrochen) zur Disposition. Pöppelmann entwickelte den Orangeriegedanken weiter zur Idee des »Zwingergartens« mit Galerien, Pavillons und dem grandiosen Kronentor, die schrittweise verwirklicht wurde. Es entstand eines der berühmtesten und großartigsten Werke europäischer Barockbaukunst, ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Bildhauerei, Malerei und Gartengestaltung – der Dresdner Zwinger (Abb. 10). Durch den Bildhauer Balthasar Permoser wurde die Architektur in kongenialer Weise mit Skulpturen ausgestattet, das Innere durch Louis de Silvestre und Heinrich Christoph Fehling mit Malerei. Als besonderen Höhepunkt schuf Pöppelmann das Nymphenbad hinter dem heutigen Porzellanpavillon, ein einzigartiges »Wassertheater« (Abb. 11). Auch nach der für die Vermählungsfeierlichkeiten im Jahre 1719 vorgenommenen Umwandlung des Zwingerhofes von einem Barockgarten in einen Festplatz dauerte der Ausbau der Zwingeranlage noch bis 1728 an. Die offene Nordseite wurde zunächst mit einer hölzernen Tribüne geschlossen. Später verlor der Zwinger seine Bedeutung als Festplatz. Er entwickelte sich jedoch zu einem eindrucksvollen Standort der musealen Präsentation verschiedener königlicher Sammlungen, genannt »Palais Royal des Sciences«.

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