Leseprobe

154 Das Dresdner Residenzschloss im 19. und frühen 20. Jahrhundert 4 | König Johann von Sachsen, Lithografie von Hanns Hanfstaengl, 1855. 5 | König Albert von Sachsen, Gemälde von Leon Pohle, um 1882. schiedeten »Verfassung des Deutschen Reiches«. Der daraufhin ausgebrochene Dresdner Maiaufstand wurde schließlich mit Hilfe herbeigerufener preußischer Truppen blutig niedergeschlagen. Tiefe Enttäuschung und Verbitterung hielten sich lange. Nachfolger des 1854 tödlich verunglückten, kinderlosen Friedrich August II. wurde sein jüngerer Bruder Johann (1854–1873). Er legte als König (Abb. 4) besonderes Augenmerk auf die administrative Entwicklung des Landes, u. a. durch eine grundlegende Justizreform 1855, die Gewährung der Gewerbefreiheit 1861, die Einführung eines neuen Bürgerlichen Gesetzbuches und die weitere Förderung des Schul- und Hochschulwesens. Allerdings regierte er konservativer als sein Bruder und blieb gegenüber den Revolutionären unversöhnlich. König Johann, selbst im Generalsrang, legte großen Wert auf die Wehrkraft des Landes. Kronprinz Albert nahm 1848 an der Schleswig-Holsteinischen Erhebung und 1866 am Preußisch-Österreichischen Krieg teil. Hier führte er die sächsischen Truppen an der Seite Österreichs gegen Preußen. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 kämpften er und sein Bruder Georg als Oberbefehlshaber der Maas-Armee bzw. des sächsischen Armeekorps – diesmal stand Sachsen als Mitglied des Norddeutschen Bundes an preußischer Seite. Besonders Kronprinz Albert als Oberbefehlshaber der Maas-Armee hatte erheblichen Anteil am Sieg der deutschen Truppen. Nach dem Tode Johanns 1873 bestieg Kronprinz Albert (1873– 1902) den Thron (Abb. 5). Im Ergebnis der Reichseinigung 1871 kam es in ganz Deutschland in den »Gründerjahren« zu einem sprunghaften Wachstum. Schon 1873 folgte allerdings mit einer Depressionsphase der »Gründerkrach«. Dennoch entstanden vielerorts neue große Stadtviertel und Sachsen entwickelte sich zu einem der am höchsten industrialisierten Gebiete im Kaiserreich. Dresden stärkte seine Bedeutung als Hauptstadt, Residenzstadt und Verwaltungszentrum. Mit dem Bau eines gewaltigen Militärbezirks, der Albertstadt, zählte es zu den namhaftesten Garnisonstädten im Reich. Dresden erwuchs bald zu einer Großstadt, die trotz beein-

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