Die Könige Albert, Georg und Friedrich August III. 179 Residenztopografie König Albert hatte 1853 Prinzessin Carola, Tochter des ehemaligen schwedischen Kronprinzen Gustav von WasaHolstein-Gottorp, geheiratet. 1860 ließ sich das junge Paar in Strehlen nahe der Bahnstrecke eine Königliche Villa (Abb. 1, 2) errichten, ergänzt 1897 mit eigenem Eisenbahnpavillon. Den leidenschaftlichen Jäger Albert überraschte seine Frau 1869 mit dem Neubau eines Jagdschlösschens in Rehefeld. Das Schloss Sibyllenort in Schlesien erbte er 1884. Noch als Kronprinz beteiligte sich Albert, die sächsischen Streitkräfte selbst führend, maßgeblich an den deutschen Einigungskriegen. Als König war ihm nun der weitere Ausbau der Kasernenanlagen in Dresden ein wichtiges Anliegen, was sich in der Qualität ihrer Gebäudegestaltung und städtebaulichen Einbindung sowie in ihrer räumlichen Ausdehnung ausdrückte. Im Norden von Dresden-Neustadt entstand eine der größten Militäranlagen Europas, die »Albertstadt« – mit Kasernen, Garnisonkirche, Exerzierplätzen und Hauptarsenal. Die Arsenalsammlung avancierte 1915 zum Königlich-Sächsischen Armeemuseum. Benachbart schlossen sich die Villenquartiere für die Offiziere an, das »Preußische Viertel« (Abb. 3, 4). Das Hauptzeughaus an der Brühlschen Terrasse hatte mit dem neuen Hauptarsenalbau 1877 seine Nutzung verloren. Oberlandbaumeister Adolph Canzler baute es bis 1889 zum »Albertinum« (Abb. 5) für die Unterbringung der Skulpturensammlung und des Hauptstaatsarchivs um. Die Sandsteinfassaden ließ er aufwendig in der Formensprache der italienischen Hochrenaissance gestalten. Nach der Reichsgründung 1871 wuchs die Stadt Dresden schnell über ihre bisherigen Grenzen hinaus. Viele der umliegenden Dörfer wurden eingemeindet. Neue Flussquerungen, wie die Albertbrücke, die Carolabrücke (Abb. 6) und die Loschwitzer Brücke, das »Blaue Wunder« (Abb. 7), kennzeichneten die enorme Stadtausdehnung. Das Königreich Sachsen hatte als konstitutionelle Monarchie innerhalb des neuen Kaiserreichs Bestand. Anlässlich der 800-JahrFeier des Hauses Wettin 1889 schien es den sächsischen Ständen und dem Königshaus angemessen – und nun war auch die wirtschaftliche Kraft vorhanden – das Residenzschloss repräsentativ neu zu gestalten. Entsprechend sollten auch neue prachtvolle Regierungs- und Verwaltungsbauten entstehen. Auf den noch schlichten Bau des Landgerichtes an der Pillnitzer Strasse, 1876–1878 von Adolph Canzler, folgte schon 1890–1892 der repräsentative Amtsgerichtsbau von Arwed Roßbach am Sachsenplatz (Abb. 8). Die neuen Ministerialgebäude am Neustädter Ufer, wie das Finanzministerium 1889–1896 von Otto Wanckel und Ottomar Reichelt und das Gesamtministerium 1900–1904, heute Staatskanzlei, von Edmund Waldow, Adolph Canzler und Heinrich Tscharmann, sprengten in ihrer Monumentalität den bisherigen kleinteiligeren städtebaulich-architektonischen Rahmen, setzten erstmals einen völlig neuen Maßstab (Abb. 6). Es brauchte einige Jahre zähen Ringens, bis es gelang, am Altstädter Ufer das neue Landtagsgebäude (Ständehaus) von Paul Wallot 1901–1907 verträglicher in das berühmte Stadtbild mit der Brühlschen Terrasse und dem Schloßplatz Die Könige Albert, Georg und Friedrich August III. 2 | Dresden, Königliche Villa von Gotthelf Wilhelm Poscharsky und Gustav Dunger, Aufnahme vor 1945.
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