202 Das Dresdner Residenzschloss im 20. und 21. Jahrhundert Schlosshof über die Englische Treppe zum Rundgang. Haenel strebte an, die großartigen Repräsentationsräume als Raumkunstwerke mit ihrem Reichtum an Ausstattung wirken zu lassen und damit die Erinnerung der alten Residenzfunktion lebendig zu halten. Die Abfindungsverhandlungen mit dem Hause Wettin, auch zu den einzelnen Ausstattungsstücken und Kunstwerken, dauerten damals noch an. Anlässlich des 200. Todestages Augusts des Starken 1933, noch vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten, hatte Erich Haenel gemeinsam mit Regierungsbaurat Heinrich Koch die vielbeachtete Ausstellung «August der Starke und seine Zeit« konzipiert. Opulent gestaltet, war sie in der nun schon musealen Festetage des Residenzschlosses untergebracht (Abb. 1). Die Ausstellung zeigte die Bedeutung gerade dieses Kurfürst-Königs für die Kultur und Kunst des 18. Jahrhunderts in Europa. Aber ganz augenscheinlich büßte die historische Raumfolge durch die Überfrachtung mit vielen zusätzlichen Ausstellungsobjekten erheblich an »Strahlkraft« ein (Abb. 2, s. Abb. 18 S. 185). Im Residenzschloss waren bis zum Ende der Monarchie immer Wohnungen für die königliche Familie und deren Bedienstete vorhanden. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte, trotz erheblicher Sicherheitsbedenken bezüglich der immensen Werte im Gebäude, der von unterschiedlichster Seite angemeldete Wohnraumbedarf bis 1945 nicht ganz abgewiesen werden, wobei der Umfang stark variierte. Gleiches galt für die seit langem hier untergebrachten staatlichen Verwaltungen. Diesen folgten nun verschiedene amtliche Dienststellen. Die historischen Räume im zweiten Obergeschoss dienten neben Kulturveranstaltungen, wie Konzerten, nun zunehmend auch für Veranstaltungen und Propagandazwecke der Nationalsozialisten. 2 | Dresden, Residenzschloss, Nordflügel, zweites Obergeschoss, Großer Ballsaal mit Ausstellungsexponaten, Aufnahme 1933.
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