10 Betrachten wir die Arbeiten von Christine Stephan-Brosch, Evelyn Krull, Gerdi Sippel und May Voigt, kommen wir nicht umhin, einen Blick auf die Fotografie des Landes zu werfen, in dem sie entstanden. Aus der heutigen Perspektive ist es ein Blicken auf Bilder, die in der DDR fotografiert wurden. Unsere historische Distanz mag dazu einladen, auf die eine Hälfte von Deutschland als etwas Geschlossenes, gar Abgeschlossenes zu blicken, denn für viele ist die DDR ein Land, das von Ferne betrachtet wird. Das mag daran liegen, dass sie sie nicht gekannt haben, da sie einer anderen Generation angehören oder eine andere Herkunft haben. Mit Bildern, Büchern, Filmen können wir versuchen, uns anzunähern, doch die so erworbenen Kenntnisse scheinen oft theoretischer Natur. Sie können nur bedingt abbilden, wie es war, etwa als freier Geist inmitten von Möglichkeiten und Zwängen künstlerisch zu schaffen. Jenen, die ihre Erinnerungen vermitteln und sie in Gesprächen mit anderen teilen, kommt hier eine bedeutsame Rolle zu.1 Blicken wir auf Bildwelten der DDR, begegnet uns eine Fülle von Fotografien im Rahmen verschiedenster Praktiken. Damals wie heute erfahren sie unterschiedliche Kontexte – und werden diese auch weiterhin erfahren, denn der Umgang mit diesem fotografischen Nachlass will immer wieder aufs Neue befragt und hinterfragt werden. Allein das kontinuierliche Arbeiten mit den fotografischen Bildern und deren stetige Rezeption lassen dieses Kapitel der Fotogeschichte niemals ein abgeschlossenes sein. Vielleicht fragen sich Betrachter:innen, was ihnen die Bilder Jahre nach ihrer Entstehung heute erzählen – um dann später wieder etwas anderes in ihnen zu sehen. Wie verschieden kann ein Land erfahren worden sein und wie viel Fotografie geschieht in über 40 Jahren? Es ist eine sehr reiche fotografische Landschaft; dies lässt sich in jedem Fall festhalten. Fotografische Bildwelten der DDR Eine Annäherung Sabine Schmid
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