19 Georg Petel – Leben, Werke und künstlerisches Umfeld eine Schwester der Mutter Georg Petels geheiratet hatte.12 Es liegt daher nahe, dass Petel seine Ausbildungszeit nicht bei seinem Vater begonnen hatte, sondern bei Bartholomäus Steinle. Wann Petel in seine Werkstatt eintrat, ist aufgrund mangelnder Nachrichten umstritten, vermutlich aber dürfte er frühestens mit zwölf oder 13 Jahren, also um 1614/15, seine Lehrzeit begonnen haben. Steinle, der seine Ausbildung bei Hans Degler in Weilheim absolviert hatte, war ein angesehener und vielbeschäftigter Bildhauer und in jenen Jahren nachweislich an den Altarausstattungen für die Benediktinerklöster in Wessobrunn (1612– 1615) und St. Mang in Füssen (1616–1621) tätig.13 Bei ihm konnte Petel erste solide Grundlagen der Bildschnitzerei in Holz erlernen, den Umgang mit den unterschiedlichen Werkzeugen und deren Anwendung bei der Bearbeitung verschiedenster Werkstoffe. Zudem dürfte er Erfahrungen in Komposition und Anatomie sowie in deren praktischer bildlicher Umsetzung gesammelt haben. AUSBILDUNG BEI CHRISTOPH ANGERMAIR ZUM ELFENBEINSCHNITZER Die frühesten gesicherten Arbeiten, mit denen Petel in Erscheinung trat, sind Kleinbildwerke aus Elfenbein – sein bevorzugtes Medium, in dem er rasch eine unvergleichliche Meisterschaft erreichte, die seinen Ruhm begründen sollte. Es ist daher anzunehmen, dass er ab 1617 in der Münchner Werkstatt von Christoph Angermair den Umgang mit diesem Material erlernte. In jenen Jahren führte Angermair im Auftrag Kurfürst Maximilians I. von Bayern (1573–1651) sein Hauptwerk aus: den heute im Bayerischen Nationalmuseum in München aufbewahrten Münzschrein (Abb. 3).14 Seine Reliefs und dreidimensionalen Statuetten zeichnen sich durch eine detailfreudige Meister- – 3 – Christoph Angermair, Münzschrein für Kurfürst Maximilian I. von Bayern, 1618–1624, Bayerisches Nationalmuseum, München
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