106 Joachim Kreutner Nachdem mit dem Ziselieren die Form der Oberfläche bestimmt wurde, kann mit anderen Techniken auch ihre Farbigkeit und ihr Glanzgrad beeinflusst werden. Bei der Patinierung werden durch den Einsatz von chemischen Stoffen wie Salzen oder Säuren meist unter Erhitzen Korrosionsprozesse in Gang gesetzt. Sie können eine starke Veränderung des ursprünglich goldgelben Glanzes bewirken. Die mögliche Bandbreite reicht dabei von lediglich leichten Tönungen über dunkle, fast schwarze Nuancen bis hin zu den Metallglanz vollständig verschwinden lassenden grünen Korrosionsprodukten, deren Aussehen an antike Bodenfunde erinnern soll. Außer den chemischen können sogenannte organische Patinen durch Überzüge aus trocknenden Ölen oder gelösten Harzen aufgrund ihrer eigenen Tönung oder durch zugesetzte Pigmente eine dekorative Funktion übernehmen. Schließlich stellen verschiedene Vergoldungstechniken eine wirkungsvolle Methode dar, dem Gussstück dauerhaft eine farbig gestaltete Oberfläche zu verleihen. Allen diesen Verfahren gemein ist, dass sie einen definierten Zustand der Oberfläche schaffen und damit zukünftigen, durch die Umgebungsbedingungen hervorgerufenen, aber dann nicht mehr ohne Weiteres steuerbaren Veränderungen vorgreifen. DIE HERSTELLUNGSTECHNIK DER BERLINER SCHÄCHER UND DES MÜNCHNER CHRISTUS Bereits bei genauer augenscheinlicher Betrachtung der Oberflächen der drei Statuetten der Kreuzigungsgruppe sind trotz der aufliegenden Vergoldung Lötnähte zu erkennen.4 Der auf ihnen leicht unterschiedliche Farbton und linear angeordnet auftretende kleinste Fehlstellen – 2 – Kruzifixus, Detail
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