13 Die in München und Berlin gezeigte Studioausstellung präsentiert den im Bayerischen Nationalmuseum aufbewahrten Kruzifixus erstmals als die lange verschollen geglaubte Zentralfigur des Schächerpaares im Berliner Bode-Museum. Der konzentrierte Blick auf das Figurenensemble bietet – neben den spannenden Erkenntnissen zur Herstellung – die Gelegenheit, sich den komplexen künstlerischen Voraussetzungen zu widmen: Welche geistigen und künstlerischen Strömungen und welche vorbildlichen Werke beschäftigten und beeinflussten Petel in seinen Ausbildungs- und Wanderjahren im Zeitalter kriegerischer konfessioneller Konflikte und künstlerischer Innovationen? Alle diese Aspekte können exemplarisch an einem so bedeutenden Kunstwerk wie der Kreuzigungsgruppe Georg Petels veranschaulicht werden. Die mit ihr verbundenen Rätsel, die die Forschung lange beschäftigten, werden ebenso deutlich wie die Wege und Methoden, die zur Ermittlung und Lösung dieser Fragen führten. Der begleitende Katalog nähert sich Georg Petel und seinem Werk aufs Neue an. Ein einleitender Beitrag zu seiner Vita stellt seinen Werdegang und seine Verbindungen zu den bedeutendsten Künstlern der Epoche vor. Die kreative Auseinandersetzung mit Werken Michelangelos und Rubens’, mit damals als normativ angesehenen antiken Skulpturen sowie den frühen Arbeiten Berninis als neuesten, atemberaubenden skulpturalen Schöpfungen des römischen Hochbarocks, behandelt auch der zweite kunsthistorische Text. Neben der Diskussion der Quellenlage, der stilkritischen Untersuchung der Zusammengehörigkeit der feuervergoldeten Bronzefiguren und ihrer Datierung steht die genaue Bestimmung des dargestellten Zeitpunkts innerhalb der Agonie Christi im Zentrum dieses zweiten Kapitels. Eindrucksvoll demonstrieren schließlich Kopien und Nachbildungen der Schächer die Popularität der Erfindungen Petels, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reicht. Ein kunsttechnologischer Beitrag führt abschließend mithilfe computertomografischer Aufnahmen die Herstellungstechnik der Bronzen vor Augen und komplementiert die kunsthistorischen Betrachtungen mit naturwissenschaftlicher Analyse. Dr. Jens Ludwig Burk Dr. Hans-Ulrich Kessler Bayerisches Nationalmuseum Bode-Museum, Berlin, Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst
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