14 den rechtmäßigen Eigentümerinnen bzw. Eigentümern und das Finden von »fairen und gerechten Lösungen« im Sinne der Washingtoner Prinzipien mit einschließt.7 Recht schnell wurde den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern deutlich, dass Provenienzforschung in technikhistorischen Sammlungen die Entwicklung neuer methodischer Herangehensweisen zur Objektidentifizierung erfordert, setzen sich die zu untersuchenden Sammlungsbestände doch vornehmlich aus seriell hergestellten Objekten zusammen, wie zum Beispiel Automobilen, wissenschaftlichen Instrumenten, elektrischen Geräten oder Spielzeug. Seriennummern auf Produktionsteilen, direkte oder codierte Herstellerangaben, spezifische Dokumente aus Herstellerarchiven, Kunden- und Auslieferungsbücher verschiedener Firmen oder die Entschlüsselung von museumsinternen Inventarisierungssystemen liefern hier oft entscheidende Hinweise zur Objektidentifizierung.8 Bei handwerklich gefertigten Objekten aus der vorindustriellen Epoche existieren überdies zumeist individuelle Merkmale, die wichtige Ansätze für Objektidentifizierungen liefern können. Hierzu zählen bestimmte Formen der Verarbeitung, aber auch Altersspuren sowie nicht selten Annotationen bzw. bestimmte Ergänzungen durch die Vorbesitzer*innen. Forschungen zu Netzwerken von Händlern und Sammlern derartiger Objekte werden durch die dürftige Quellenlage sehr erschwert. Aus den angeführten Provenienzforschungsprojekten sind hierzu jedoch erste wichtige Studien hervorgegangen, die als modellhaft gelten können.9 Mit der Herausbildung eines neuen Forschungsfeldes, das sich mit der Herkunft von technikhistorischen Sammlungsobjekten aus verschiedenen Gebieten und Epochen der Industriegeschichte, der Naturwissenschaften, der Mediengeschichte usw. sowie verschiedenen kulturellen Kontexten befasst, wurde die Notwendigkeit einer geeigneten Begriffsfindung deutlich, die diesen jungen Bereich der Provenienzforschung angemessen abbildet. Termini wie »technische Instrumente« oder »technische Objekte« decken die vielen in technikhistorischen Sammlungen vorhandenen Objektgattungen nur unvollständig ab. In den Sammlungsbeständen des Deutschen Opti7 Siehe hierzu: Klösch, Christian: Inventarnummer 1938. Provenienzforschung am Technischen Museum Wien (Edition TMW, 4), Wien 2015; Klösch, Christian: Abseits der Kunst: Vom NS-Raub von Alltagsgegenständen und anderen »beweglichen Kulturgütern«. 20 Jahre Provenienzforschung am Technischen Museum Wien, in: Blimlinger, Eva/Schödl, Heinz (Hrsg.): … (k)ein Ende in Sicht(?) 20 Jahre Kunstrückgabegesetz in Österreich (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung, Bd. 8), Wien/Köln/Weimar 2018, S. 141–148; Klösch, Christian: Der gestohlene Austro Daimler ADR – Auf der Spur eines ungeklärten Provenienzfalles, in: ebd., S. 337–354; Klösch, Christian/Kühschelm, Oliver: Technik, Massenware, Alltagsobjekte – Die Provenienzforschung am Technischen Museum Wien mit Österreichischer Mediathek, in: Anderls, Gabriele/ Bazil, Christoph/Blimlinger, Eva u. a. (Hrsg.): … wesentlich mehr Fälle als angenommen. 10 Jahre Kommission für Provenienzforschung (Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung, Bd. 1), Wien/Köln/Weimar 2009, S. 214–229. 8 Weber, Elisabeth/Prölß, Peter: Identifizierung von NS-Raubgut in technikhistorischen Sammlungen, in: Mitteilungen des Museumsverbandes Brandenburg 35 (2019), S. 10–13; Klösch, Christian: Die Provenienzforschung zu arisierten Kraftfahrzeugen am Beispiel des Kraftfahrzeugbestands des Technischen Museums Wien, in: Anderls, Gabriele/Bazil, Christoph/Blimlinger, Eva u.a. (Hrsg.): … wesentlich mehr Fälle als angenommen. 10 Jahre Kommission für Provenienzforschung (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung, Bd. 1), Wien/Köln/Weimar 2009, S. 442–452. 9 Klösch, Christian: NS-Raubgut und Verdachtsfälle auf Raubgut bei Erwerbungen aus dem (Kunst-)Handel im Technischen Museum Wien, in: Hellfritzsch, Ron/Groß, Sören/Mappes, Timo (Hrsg.): Technisches Kulturgut. Bd. 1: Zirkulation, Ansammlungen und Dokumente des Entzugs zwischen 1933 und 1945, Dresden 2022, S. 39–49; Hellfritzsch, Ron: »Der Mann ist für unsere Sammlung recht wichtig …«. Das Optische Museum in Jena und der Frankfurter Kunsthändler Walter Carl, in: ebd., S. 82–97; Klösch: Inventarnummer 1938 (wie Anm. 7), S. 38–115; Groß: INSIGHT D.O.M. (wie Anm. 2), S. 23–27.
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