27 Technisches Kulturgut mit kolonialer Provenienz am Deutschen Museum | Bernhard Wörrle zum Teil aus Holz mit Kerbschnittmustern an den Stielen, zum Teil aus Grashalmen geflochten, verschiedene Tongefäße, dazu ein größeres, strumpfartiges Gebilde aus Pflanzenfasern sowie ein schwerer Eisenkessel. Der technische Hintergrund ergibt sich in diesem Fall erst aus dem Zusammenspiel der einzelnen Objekte. Gemeinsam bilden die Gegenstände, zu denen ursprünglich auch ein großer Mörser aus Holz gehörte, nämlich eine komplette Hirsebier-Brauerei der Zulu, die 1913 in toto von einem Mariannhiller Missionar für das Deutsche Museum beschafft worden ist.10 Größere Bestände an technischem Kulturgut mit kolonialer Provenienz finden sich weiter in den Sammlungsbereichen Musikinstrumente (früher Abteilung »Technische Akustik«11), Schreib- und Drucktechnik, Keramik, vorgeschichtliche Technik und Landverkehr (Schlitten, Sättel, Schuhe usw.) sowie bei den Lampen, Feuerzeugen, Schlössern, Maßen und Gewichten. Nicht auszuschließen ist ein kolonialer Hintergrund auch bei historischen (technischen) Objekten aus China. In der Sammlung des Deutschen Museums betrifft dies z.B. Brillen, Waagen, Schreibgeräte, Schriftrollen, Stempel, Musikinstrumente, Porzellan usw. Je nach Alter und Erwerbungsdatum kann bei solchen Gegenständen neben einer Herkunft aus einem der europäischen Kolonial10 Pater Alexander Hanisch, in: DMA VA 1479/4. Zur Person sowie zur Sammlungstätigkeit der Mariannhiller Missionare vgl. Rippe, Christoph: Auxiliary Modes of Collecting: Circulation and Curation of Photographs from the Mariannhill Mission in KwaZulu-Natal, 1880s to 1914, in: Hamilton, Carolyn/Leibhammer, Nessa (Hrsg.): Tribing and Untribing the Archive, Pietermaritzburg 2016, S. 378–413. 11 Vgl. Fuchs, Franz: Der Aufbau der technischen Akustik im Deutschen Museum. Deutsches Museum, Abhandlungen und Berichte, 31. Jg., Heft 2. München 1963. 2 Als koloniales Sammlungsgut gekennzeichnetes Auslegerkanu aus Samoa in der Ausstellung Schifffahrt 2021 (Inv.Nr. 32372). Foto: Deutsches Museum, H. Czech.
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