120 Händler, Sammler und Verfolgte im Nationalsozialismus was auf deren frühere Zugehörigkeit zu einer Sammlung hindeutet, welche möglicherweise neben antiquarischen Werken auch einige optische Instrumente umfasste. Woher diese Fernrohre stammten, konnte bislang noch nicht ermittelt werden. Ob es sich um Objekte aus einem Verfolgungskontext handelt, kann nicht ausgeschlossen werden, jedoch fehlt hierfür bislang jeder konkrete Nachweis. Fazit Während in Großbritannien der Handel mit historischen wissenschaftlichen Instrumenten in den 1920er und 1930er Jahren einen etablierten Bestandteil des Kunst- und Antiquitätenmarktes bildete, stellte er im deutschen Kunst- und Antiquitätenhandel der damaligen Zeit nur eine schwer bestimmbare Nische dar. Wie in Großbritannien so wurden derartige Objekte auch hier von Händlern oder Antiquaren, deren eigentliches Sortiment eine ganz andere inhaltliche Ausrichtung hatte, angeboten. Die Zahl und die Kaufkraft potenzieller Abnehmer für wissenschaftliche Instrumente, sowohl Museen als auch Privatsammler, war zu gering, um kontinuierlich lukrative Geschäfte zu versprechen. Ansätze für eine deutlichere Präsenz historischer wissenschaftlicher Instrumente auf dem deutschen Kunst- und Antiquitätenmarkt waren bereits erkennbar, jedoch blieb die Entwicklung hier hinter derjenigen in Großbritannien zurück. Auf Auktionen und im Sortiment einzelner Händler waren entsprechende Objekte nur gelegentlich und dann meist nicht als Konvolut, sondern nur als Einzelstücke verfügbar. Umso mehr ist Aufmerksamkeit geboten, wenn historische wissenschaftliche Instrumente nach 1933 durch einzelne Händler in kurzer zeitlicher Abfolge oder als größere Gruppen angeboten wurden. Hier gilt es, gezielt zu überprüfen, ob sich weitere Verdachtsmomente auf unrechtmäßig entzogenes Eigentum ermitteln lassen. Insgesamt bildete der Handel mit historischen wissenschaftlichen Instrumenten auf dem deutschen Kunst- und Antiquitätenmarkt auch in den Jahren des NS-Regimes eine Randerscheinung. Das Angebot an historischen wissenschaftlichen Instrumenten auf dem Kunst- und Antiquitätenmarkt dürfte nicht einmal die Nachfrage des kleinen Kreises entsprechender Privatsammler und Museen bedient haben. Umso mehr griffen diese auf informelle Netzwerke zu Forschern, Sammlern und sonstigen Einlieferern zurück, um entsprechende Erwerbungen zu tätigen. Jene Netzwerke weiter nachzuverfolgen, stellt darum eine besondere Herausforderung dar, der sich die Provenienzforschung zu Technischem Kulturgut zu stellen hat. Um bei der am Beginn dieses Beitrags benutzten Metapher zu bleiben: Der deutsche Handel mit historischen wissenschaftlichen Instrumenten war in den 1920er bis 1940er Jahren im Begriff, allmählich »dem Kindesalter« zu entsteigen, jedoch war er noch weiter vom »Erwachsenenalter« entfernt als sein britischer Gegenpart.
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