213 Bodenreform-Objekte, Museumsprofilierung, Vermischungen von Sammlungen | Tina Oppermann ostasiatischen Kleinkunst an, die arabische Zahl am Schluss ist als laufende Nummer des Objektes zu sehen. Weißenfels meint dabei keinen bestimmten Enteignungsort, sondern das dortige Heimatmuseum, das als Sammellager für die Güter in der Nähe diente.5 Von dort wurden die Objekte in die Moritzburg verlagert. Demnach handelt es sich hierbei um Bestände aus »unbekannter Schlossbergung« – der Entzugskontext ist sicher, die Vorprovenienz bzw. die enteigneten Eigentümer jedoch nicht bekannt.6 Die Thematik der Objekttransfers zwischen Institutionen der DDR hängt in großem Maße mit der als Profilierung bzw. »Museumprofilierung« bezeichneten Praxis zusammen, nicht zum Sammlungsprofil passende Bestände an Spezialmuseen abzugeben.7 Während das Völkerkundemuseum Dresden vor allem Eingänge aus Sammlungen innerhalb Sachsens erhielt, sind im Leipziger Museum Übernahmen aus zahlreichen Institutionen der gesamten DDR erhalten, z.B. aus den Bezirken Rostock, Potsdam, Halle und Erfurt, vom Naturkundemuseum Stralsund, aus dem Armeemuseum Potsdam, vom Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) und der Veste Wachsen5 Kurz vor Erscheinen des Textes aufgetauchte Hinweise auf eine mögliche Sammlung, aus der die Ethnographica mit »Wei-Nummer« stammen könnten, müssen noch ausgewertet werden und könnten diesen Fall in naher Zukunft vorantreiben. 6 In Sachsen hat sich die Bezeichnung »Schlossbergung« für die Bodenreform durchgesetzt und die Recherchekategorie »Unbekannte Schlossbergung« ist innerhalb der Provenienzforschung an den SKD ein etablierter Begriff. 7 Eine ab den 1950er Jahren angestrebte Praxis innerhalb der Museumslandschaft, u.a. um die Alleinstellungsmerkmale der einzelnen Museen herauszustellen; siehe z.B. Oppermann, Tina: Übernahme von »Problemkontexten« im Zuge der Museumsprofilierung zu DDR-Zeiten am Beispiel der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen, auf: Retour. Freier Blog für Provenienzforschende (Onlinezugang: https://retour. hypotheses.org/1654, letzter Abruf 26.6.2023); ebenso Danker-Carstensen, Peter: Profilierung und Sammlungsbereinigung – Die Verteilung von Objekten und Sammlungen des Museums für Meereskunde an Museen in der DDR, in: Mitteilungen des Museumsverbandes in Mecklenburg-Vorpommern e.V., 28. Jg., 2019, S. 25–34. 1 Vorder- und Rückseite eines aus Japan stammenden Gewichtes aus der Zeit vor 1953 (Inv.Nr. OAs 15754, Material: Messing, Maße: 1,4×3,1×2,1 cm). Foto: GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, T. Moutsios.
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