Leseprobe

214 Entzug und Handel in der SBZ/DDR burg. Nicht für alle dieser Vorgänge kann die Profilierung als Auslöser für die Abgabe angenommen werden, immerhin waren etwa auch ungenügende Lagerbedingungen, Platzprobleme und Schließung von Museen ausschlaggebend. In seltenen Fällen beziehen sich die Korrespondenzpartner*innen der abgebenden Institutionen in den Akten allerdings direkt auf die Profilierung.8 Auch bei der Moritzburg kann der Ausgang von Objekten in diesem Kontext gesehen werden. Laut Katja Schneider wurden bereits nach 1949 Kulturgüter aus den Bodenreformbeständen als Leihgaben an andere Museen gegeben, und Jan Scheunemann benennt die 1960er Jahre als Zeit der vermehrten Abgaben, unter anderem als Übergabe oder auch als Übereignung.9 Dass dabei außereuropäische Objekte, die nicht in die Sammlung der Galerie Moritzburg passten, nach Leipzig an das Völkerkundemuseum gegeben wurden, entspricht dem Konzept der »Museumsprofilierung«, und in der Korrespondenz zum Eingang von 1982 bezieht sich Direktor Romanus von der Galerie Moritzburg auch direkt auf das Profil der eigenen Sammlung.10 Bleibt noch die Problematik der (Dauer-)Leihgaben zu DDR-Zeiten und der heutige Status solcher Übernahmen zu klären. Da bei der teilweise nicht ganz freiwilligen Abgabe von Objekten an andere Museen oder auch bei vorübergehenden Platzproblemen die betroffenen Institutionen hofften, ihre Bestände später unter anderen Um8 So z.B. die Leitung der Städtischen Museen im Jahr 1965 und die des Staatlichen Lindenau-Museums Altenburg 1970. 9 Schneider: Sicherstellung (wie Anm. 3), S. 52, und Scheunemann: Kunst- und Kulturgutenteignungen (wie Anm. 3), S. 42. 10 »Diese Arbeiten kommen bei uns auf Grund des Profils unserer Sammlung nicht zur Geltung und finden keine Beachtung.«, Schreiben von Direktor Romanus an Direktor Stein, 4.6.1982, in: Dokumentation MVL, Aktenstück 1982/13, unpaginiert. 2 Ein aus Afrika stammendes Gerät vermutlich zum Glätten von Speerschäften aus der Zeit vor 1948 (Inv.Nr. 62675, Material: Holz, Metall, Maße: 15×10 cm). Foto: Museum für Völkerkunde Dresden, S. Pereira/T. Oppermann.

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