102 Die hart abgeschnittenen oberen Segmente der Ringe, an denen der Vorhang hängt, und das Fehlen von Halterungen für die Vorhangstange könnten hingegen auf einen speziellen Kontext verweisen, bei dem sich diese Details auf einem begrenzenden Rahmen oder einer Einfassung fortgesetzt haben. Dieses »bedriegertje« ist in einem Blindfenster oder einer Wandnische montiert vorstellbar,7 und es könnte die Gäste des Hauses ähnlich erheitert haben wie das Bild einer Magd, das angeblich Rembrandt für die Passanten im Fenster seines Hauses anbrachte.8 Abb. 2 Cornelis Boel, Inconcussa fide (Oprecht), Emblem aus: Otto van Veen, Amorum emblemata, Antwerpen 1608 [28], [Motive: Körperhaltung des Cupidos, Fuß auf einer Maske, Bogen aufgestellt] Abb. 3 Cornelis Boel, Perfectus amor non est nisi ad unum (Een alleen), Emblem aus: Otto van Veen, Amorum emblemata, Antwerpen 1608 [2] [Motive: erhobener linker Arm, Bogen aufgestellt] Abb. 4 Cornelis Boel, Auro conciliatur amor, Emblem aus: Otto van Veen, Amorum emblemata, Antwerpen 1608 [65] [Motive: Köcher mit Pfeilen auf dem Erdboden] Es stellt sich die Frage, ob das im Zuge der Restaurierung freigelegte große Hintergrundbild mit dem Cupido, das vergleichbar mit den Cupido-Bildern in der Stehenden Virginalspielerin (um 1670–1672, London, The National Gallery), in Die Unterbrochene Musikstunde (um 1658/59, New York, The Frick Collection) und im Schlafenden Mädchen ist (Abb. 6–9), Hinweise auf einen Präsentationskontext des Dresdner Bildes in Vermeers Zeit liefern könnte: Auf der Suche nach einem Vorbild für dieses »Bild im Bild«-Motiv wurden unter anderem vermutlich einstmals existierende Gemälde der beiden Künstler Caesar Boetius van Everdingen (1616/17–1678) und Jacob van Loo (1614–1670)
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1