10 wird an beiden Enden durch Erhöhungen abgeschlossen, links durch einen überhängenden Block, rechts durch einen aufgesetzten Block, der die Senkrechte betont. Die Flächen sind durch runenartige Zeichen in Hochrelief belebt. Im Allgemeinen wird eine Mauer zur Trennung oder Abschottung errichtet, hier wird sie zum verbindenden Glied zwischen der Architektur des Jungfernstiegs und der Binnenalster. Unweit des Hamburger Rathauses und des »Hamburger Ehrenmals« mit einem Relief von Ernst Barlach von 19315 strebt die Aluminiumfigur »Hamburgerin«, 1983 (WV 124), auf einem Duckdalben im Alsterfleet stehend, in die Höhe. Sie ist eine gelungene Verbindung von abstrakten und figürlichen Formen. Die Säule des unteren Teils, verziert mit abstrakten Vorsprüngen, endet mit einem Kapitell, das die ebenfalls aus geometrischen Formen gebildete Büste der »Hamburgerin« trägt. Die gemeinsame Ausrichtung des Gesichtsprofils und der Säulenkante verbindet die einzelnen Abschnitte der Stele zu einer formalen Einheit. Von den monumentalen Figuren wie der »Hamburgerin« und der »Katharina«, 1998 (WV 162), auf dem Giebel der Hauptkirche St. Katharinen in Hamburg geht eine symbolträchtige Kraft aus. Maritime Figuren Die »Kleine Galionsfigur«, 1964–1977 (WV 58–61), erinnert in ihrer geschwungenen Gestalt noch an weibliche Figuren am Bug der Schiffe, aber sie ist aus sechs stereometrischen Elementen aufgebaut, die in ihrem reichen Wechsel konvexer und konkaver Formen die Figur rhythmisieren und beleben. Kock verselbstständigte die Teile, ohne die Ganzheit der Skulptur infrage zu stellen. Von der »Kleinen Galionsfigur« sind über einen Zeitraum von 13 Jahren vier Fassungen entstanden, an denen eine Entwicklung zu einer stärkeren Artikulierung und Geometrisierung der Bausteine, aus denen die Figur als Stele aufgebaut ist, zu sehen ist, sodass die erste Fassung wie der Entwurf für eine stilistisch reifere Fassung erscheint. Die späte Fassung der »Kleinen Galionsfigur« kann als Vorbild für die »Große Galionsfigur«, 1979 (WV 105), gelten, deren sechs Untereinheiten plastischer ausgearbeitet und deutlicher voneinander abgesetzt sind. Sie als »Bozzetto«, also als plastische Skizze zu bezeichnen, würde ihr jedoch nicht gerecht. Nach Kocks bildnerischer Überzeugung lässt sich eine Kleinplastik nicht in eine Großplastik übersetzen, da beide Größen in allen Teilen ihr eigenes Maß haben müssten. In der »Maritimen Stele« (1. Fassung), 1964 (WV 56), sind zum ersten Mal organische, stereometrische und bildhafte Formen zu einer untrennbaren Einheit zusammengefügt, sodass das Erscheinungsbild zwischen einer weiblichen Figur und einer abstrakten Säule schwankt. Ihre Gestaltung dient abgewandelt als Vorbild für weitere Skulpturen in größerem Format, die eine Formähnlichkeit sowie das gemeinsame Thema einer Menschenfigur in der nordischen Küstenlandschaft verbindet. Zu ihnen gehören die über drei Meter hohe »Stele Maritim«, 1975 (WV 98), »Galionsfigur ›Wind, Wolken, Wasser und Wellen‹«, 1986 (WV 133), die Formelemente der »Maritimen Figur« mit denen der »Galionsfigur« vereinigt, und die »Kieler Strandfigur«. Wie in einer Kristallisation fügen sich in der »Kieler Strandfigur« (1. und 2. Fassung), 1972 und 1975 (WV 96 und 97), die fünf plastisch gestalteten Blöcke zu einer komplexen, mächtigen Figur zusammen, die figürlich Menschliches, Architektonisches und Klimatisches ausdrückt. Einzeln haben die fünf Untereinheiten auch ihre Gültigkeit als selbstständige abstrakte Skulpturen, vereint ergeben sie eine weibliche Figur mit Kopf und wehenden Haaren. In der farbigen Keramikfassung setzte die »Kieler Strandfigur« dem rasterförmigen Universitätsgebäude das phantasievolle Spiel der Formen entgegen. Sie gab dem Platz einen Mittel- und Treffpunkt. Zugleich war der breite Sockel aus Keramik und Beton als Bank zum Sitzen und Ruhen benutzbar. Leider hat die empfindliche Skulptur der Zerstörung nicht widerstanden. Im Zusammenwirken von Kunst und Bauen hätte sie ein zukunftsweisendes Beispiel für die Gestaltung der Umwelt sein können. Noch inniger als im Nebeneinander des Ensembles könnten Architektur und Kunst sich in einer skulpturalen Bauweise verbinden. Imaginär vergrößert, kann man die Kleinplastik »Turm«, 3 Johann Gottfried Schadow Pferdekopf von der Quadriga des Brandenburger Tores, 1793, Kupfer, Stadtmuseum Berlin
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