11 1970 (WV 88), für ein Modell zu einem Hochhaus halten, das sich heute mit den technischen Möglichkeiten realisieren ließe, wie es zum Beispiel der Turm im Kulturzentrum Luma Arles von Frank Gehry zeigt. Pferdeskulpturen Auch vor dem Auftrag zu einer realistischen Pferdeskulptur scheute der Künstler nicht zurück, er nahm ihn zum Anlass, statt eines Pferdetyps ein Pferdeporträt des seinerzeit berühmtesten schleswig-holsteinischen Springpferds Meteor darzustellen (1958; WV 33). Das im Körperbau schwere Pferd, das »beim Ansprung von Hindernissen in Schwerelosigkeit geriet«,6 steht als Standbild auf hohem Sockel stur und bescheiden in seinem reinen Pferde-Sein, zeigt aber gleichzeitig seine gespannte Aufmerksamkeit und Eigenwilligkeit. Da man die individuellen Züge des Kopfes in der Höhe nicht gut erkennen kann, hat Kock konsequenterweise einen Teilguss vom Kopf bis zum Hals anfertigen lassen (WV 34). Die Verbindung von Abstraktion und Naturnähe kann man nicht deutlicher demonstrieren als durch den Vergleich des Meteor-Kopfes mit dem klischeehaften Pferdekopf der ursprünglichen Quadriga des Brandenburger Tores (Abb. 3), geschaffen von Johann Gottfried Schadow. Auch in der kleinen Plastik des Islandponys »Bleika«, 1964 (WV 62), hat Kock nicht allein die typischen Merkmale der Rasse, sondern auch die individuelle Einmaligkeit seines Daseins eingefangen. Rosenskulpturen Das Thema der Rose als Symbol des Aufstrebens und Blühens beflügelte Kock zu zahlreichen Rosenskulpturen in kleinem und großem Format. Die Kompositionsidee, das Gewicht des großen Volumens entgegen der Schwerkraft nach oben zu legen und auf einem schmalen Stiel zu balancieren, wird zuerst in der »Kleinen Rose«, 1966 (WV 76), realisiert. Durch diese Konstruktion gewinnt der Kopfteil optisch an Leichtigkeit, sodass sich die abstrakte Rosenblüte frei entfalten kann. Mit der halbrunden Fläche im kugelförmigen Kopfteil richtet sich die »Kleine Rose« zum Licht mit dem Anschein, als Lichtempfänger und Reflektor zu dienen. In einer bestimmten Ansicht bilden die Wölbungen der Plastik eine Senkrechte, die von unten bis zur Spitze reicht. Die »Kleine Rose« erfüllt, beispielhaft geltend für alle Skulpturen, Kocks Forderung für Rundplastiken, dass sie von allen Seiten stimmig erscheinen und nicht frontal auf den Betrachter ausgerichtet sein sollten. Die »Rose«, 1970 (WV 87), im mittleren Format ist aus sechs verformten stereometrischen Grundkörpern aufgebaut, von denen der oberste sich zur Blüte öffnet. Die glatt geschliffenen Oberflächen eines Messinggusses spiegeln das Licht in verschiedenen Farben, sodass die metallene Stofflichkeit zu einer schwerelosen Lichterscheinung transformiert wird. In der Komposition der Kopflastigkeit auf schlankem Fuß erinnern die Rosen-Großplastiken – »Vegetative Form ›Rose‹«, 1967 (WV 78), »Rose für Charly Rivel«, 1979 (WV 81), »Tektonische Rose I und II«, 1979 und 2005 (WV 82 und 119) – an Otto Freundlichs Skulptur »Aufstieg« (Abb. 4) aus dem Jahr 1929, aber im Unterschied zu der abstrakten Plastik, die einen Begriff symbolisiert, bleiben sie der natürlichen Rose, ihrem Wuchs und Blühen, als deren Kunstform verbunden. Die Rose mit der Zueignung »Eine Rose für Charly Rivel« entspricht einer Verbeugung vor dem Zirkusclown, dessen spontane Ausdruckskraft Kock bewunderte. Für seine Faszination vom Rosen-Motiv als Lebenssymbol zitierte Kock einmal die ersten beiden Zeilen von William Shakespeares erstem Sonett: »From fairest creatures we desire increase, That thereby beauty’s rose might never die [...].«7 4 Otto Freundlich Aufstieg, 1969, nach Modell von 1929, Bronze, Centre Pompidou, Paris
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