9 Werkes vor. Deshalb werden die Arbeitsweise des Künstlers und der Zusammenhang der Werke überschaubarer, wenn man diese nach den verschiedenen Arbeitsbereichen einteilt. Sieht man das Werk unter diesem Aspekt durch, strukturiert es sich in deutlich abgrenzbare Gruppen wie Granitskulpturen, große Metallplastiken für den Außenbereich, Kleinplastiken und Porträtköpfe und auch skulpturale kirchliche Werke, unter denen das »Große Kruzifix«, 1989 (WV 141), im Greifswalder Dom St. Nikolai den Höhepunkt darstellt. Aus jedem der Arbeitsbereiche lassen sich markante Beispiele anführen, die diese im Ganzen charakterisieren. Zu den Skulpturen im öffentlichen Raum sagte Hans Kock: »Mein von mir am meisten geschätzter Anteil an dem, was ich gemacht habe, sind die Plastiken im öffentlichen Raum.«3 Um diese Auffassung des Künstlers zu verstehen, muss man bedenken, dass seine Werke tektonisch aufgebaut sind und mit der umgebenden Architektur in einen Dialog treten. Sie setzen mit ihrer freien künstlerischen Gestaltung einen Kontrapunkt zur zweckgebundenen Architektur und schaffen gleichzeitig einen Raum, in dem menschliche Begegnungen möglich sind. Das strenge Maß seiner Skulpturen, in denen alle Teile sowohl die Einheit des Ganzen konstituieren als auch sich dieser unterordnen, sollte zugleich eine bereinigende Wirkung auf den Umraum ausüben. Unter den raumbezogenen Werken war die Platzgestaltung des Hamburger Rathausmarkts mit der »Sockel- und Sitzformation«, 1977 (WV 100), die umfassendste und wegen der zentralen Lage bedeutungsvollste. Sie gab dem Platz eine erlebbare Mitte und Würde und machte außerdem mit der Wiederaufstellung der vier allegorischen Figuren des Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmals, 1903 von Johannes Schilling geschaffen, die Architektur des Rathauses vom Ende des 19. Jahrhunderts verständlich. Der Installation von Hans Kock war nur die kurze Dauer von drei Jahren beschieden, 1980 musste sie einer konventionellen Neugestaltung des Rathausmarkts weichen. Granitskulpturen im öffentlichen Raum Der »Eulenturm«,1958 (WV 31), dem als Entwurf eine Bronzefassung »Kleiner Eulenturm« von 1956 (WV 30) vorausgeht, ist die früheste der großen Granitskulpturen für den Außenraum. Er bildet den hoch aufragenden Gegenpol zu der gleichförmigen niedrigen Architektur einer Grundschule in Hamburg-Niendorf. Obgleich man die Skulptur zunächst für ungegenständlich halten kann, stellt sie in extrem abstrahierter Form eine Eule mit ihren ausgehöhlten runden Augen im Kopfteil über dem abgestumpften Querbalken dar. Im Zusammenhang mit der Schule spielt der »Eulenturm« auf die antike Symbolik der Eule für Klugheit und Weisheit an. Über diese Skulptur schrieb Eduard Trier: »Sie hält überdies den repetierenden Rasterflächen des umbauten Raumes die freie Variabilität des plastischen Körpers entgegen, da all ihre Flächen in ständiger Hebung und Senkung, Neigung und Brechung die Fülle des Lichtes sammeln, um die skulpturale Form im Positiven und Negativen in Erscheinung treten zu lassen.«4 Der »Eulenturm« ähnelt in der Form einer Skulptur von Fritz Wotruba, »Figur« von 1962 (Abb. 2), einer mächtigen viereckigen Marmorsäule, in vier Abschnitte unterteilt, sodass jeder Abschnitt wie der Sockel für den darüberstehenden aussieht. Dieser Vergleich ist aufschlussreich für die Unterscheidung zwischen einem ästhetischen Objekt und einem Kunstwerk. In einem ästhetischen Objekt weist die Form auf ihre eigene Erscheinung, im Kunstwerk des »Eulenturms« dient die Form auch einer inhaltlichen Aussage. Die Idee für die granitene Großskulptur »Mauer«, 1964 (WV 53), wird zunächst in der gegossenen Kleinplastik der »Kleinen Mauer«, 1962 (WV 52), konkretisiert, welche die Unterteilung in einzelne Elemente schon markiert. Sie kann als Vorbild für die monumentale Granitfigur gelten, deren komplexe Struktur eine sorgfältige Planung voraussetzt. Der schlichte Titel »Mauer« untertreibt die vollplastische Skulptur aus sechs zusammengefügten Granitblöcken. Der längsrechteckige horizontale Mittelteil 2 Fritz Wotruba Große stehende Figur (»Junger König«), 1961/62, Kalkstein Veselje Unito, Privatbesitz, USA
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