Leseprobe

129 Im Gespräch – Es gibt immer ein Etwas und ein Gegenüber Gwendolin Kremer im Gespräch mit Beate Hornig Nachtmahl bei Tante H. Supper at Auntie H’s_2023 GK In deinen Werken begegnen uns Menschen oder Tiere, die sich oft in einer scheinbar aus Zeit und Raum gefallenen Situation wiederfinden. Was ist das für eine radikale Leere, die du in deinen Bildräumen zum Klingen bringst? BH Ja, die Tiere und Menschen in meinen Bildern … Sie sind sehr oft allein auf weiter Flur, umgeben von – wie du so gut sagst – Leere, die sich in meiner Auffassung von Leben und von Poesie widerspiegelt. Ich gebe zu, dass da auch etwas Sehnsucht sowie ständige Suche mitschwingt. Will nicht sagen, dass es besonders schön ist, immer allein zu sein, aber beim Malen zum Beispiel bin ich immer für mich und auch sonst oft in Gedanken. Ich bin einfach nicht der Typ für Zusammen-was-machen. Ich liebe es, den leeren Raum mit Farben zu füllen, diese drücken für mich mehr aus als zu viele Lebewesen, und ich hoffe, dass jenes »Klingen« seine Funktion und auch Liebhaber findet. Freilich schwingen da immer auch Verletzungen mit, wie zum Beispiel in dem Bild NACHRICHT von 2021. Dabei bin ich keine, die schnell auf Situationen eingehen kann, auch ich muss oft lange überlegen … Meine Bilder sind zunächst ganz die meinen. Was sich ein anderer dabei denkt, ist natürlich Sache des Betrachters … GK Die Leere ist radikal, aber nicht inhaltslos. Gerade deine frühen Werke, insbesondere die Gemälde, stellen das Thema Landschaft immer wieder ins Zentrum. Das feine Spiel von Abstraktion, also farbig gefasste Flächen, Form und Ornament, sowie Figuration hält den Bildraum im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Kannst du mir noch mehr über die Auswahl deiner Farben berichten? Der Kontrast von Hell und Dunkel, Schwarz und Weiß ist augenfällig, gleichzeitig sehe ich eine Vorliebe für Kobalt- und Ultramarinviolett-Töne und Kobaltnuancen in Blau, Türkis und Grün, richtig? BH Ich nehme die Farben nur ganz selten, wie sie aus der Tube kommen. Nur bei bestimmten, helleren Gelbtönen, bei Karminrot, Preußisch-Blau und natürlich bei Schwarz. Ansonsten mische ich mir lieber was zusammen. Dabei ist meine Palette nicht allzu groß, aber durch das Mischen wird sie größer und größer … Ich bemühe mich, oder besser, es kommt wie von selbst, Komplementärfarben zu nehmen, um so den gewünschten Effekt zu erzielen. Schon im Studium war die Farbenlehre eines meiner Lieblingsfächer. Samtschönes Blau, rubinrote Katzen …

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