15 selbst vermarktet, alles mit Anspruch, immer dabei sein. Götze sagt, seine Hemmungslosigkeit im Anknüpfen und Pflegen von Freundschaften und Bekanntschaften brachte ihm die guten und weiterführenden Kontakte. Mit dem kuriosen Erfolg, dass er als Jugendlicher Drucktechniken erlernte, weil die genervten Gastgeber, wie der Student der Grafik in Halle (Saale), Erich Wellhöfer, und der Siebdrucker Ekkeland Götze (nicht verwandt) und Helge Leiberg, beide in Dresden, ihm in den Werkstätten etwas in die Hand gaben, damit er beschäftigt ist. Er nimmt sich mit Fleiß der Sachen an [Abb. 3, 4]. Nächstes Jubiläum: Vor 40 Jahren lernt Götze seine spätere Ehefrau kennen, von da an ist sie der sozialisierende Halt im Leben des Chaoten. Viele der Frauenbilder in seinem Werk sind Porträts seiner Frau. Rollenmodell, Gefährtin in allen Abenteuern, ordnende Hand, Hausfrau und Mutter – klingt recht konservativ, aber funktioniert prächtig und gibt schöne Bilder. Moritz Götze wird am Ende der DDR bei der freischaffenden Keramikerin angestellt, bekommt eine Steuernummer und ist für die Behörden der DDR nun eine legitimierte Existenz. S. 40–45 [ 3 ] Götze in der Werkstadt der halleschen Malerin und Grafikerin Susanne Berner, 1985 [ 4 ] Im Atelier von Bärbel Bohley in Berlin, Götze mit seiner damaligen Freundin Lila Bohley, um 1981 Ende 1987 wird Moritz Götze auffällig, eine Stasiakte hat er da schon, nun macht er auch noch Ausstellungen, die Publikum, Künstler, Kunstwissenschaftler und Geheimdienstler in Verwirrung stürzen. Eine Ausstellung in der Galerie Schaufenster im Brecht-Haus Berlin war ein guter Start, brachte regen Zulauf und gute Verkäufe. Etwas, an das sich der Künstler von nun an zu gewöhnen hat. Die Betrachter sind perplex, der Künstler ist mit einem Sprung auf der Bühne. Er wird in Empfang genommen, als hätte man nur auf ihn gewartet. Der Geheimdienst versucht gar nicht erst, über die Geheimsprache der Grafiken nachzudenken. Er war nur irritiert, weil die Party nach der Ausstellung bei einer Nichte von Bärbel Bohley stattfand und vermutete Verschwörung. Die Ausstellung wurde in der Zeitschrift Bildenden Kunst in einem wohlwollenden Artikel besprochen, damit war Götze, obwohl noch kein Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR, als Künstler ausreichend akzeptiert. Er konnte weiter drucken [Abb. 2]. Man möchte ein neues Wort erfinden statt Autodidakt, Selbstmachmann gibt es schon, selbst geschaffen, selbst erfunden, selbst ausgebildet, [ 2 ] Artikel von Heinz Havemeister in der Bildenden Kunst zu der von Peter Lang im Herbst 1987 kuratierten Ausstellung in der Galerie Schaufenster im Brecht-Haus Berlin
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