33 hohle Propaganda der SED. Hans Ticha transferierte den offiziellen »Agit-Prop« (Kurzform für »Agitation und Propaganda«) des Systems in seine von ihm »Agit-Pop« genannte Kunstform, und Wasja Götze integrierte neben dem Grotesken des DDRLebens auch die bedrückenden Aspekte von Ausreise und Agonie.3 Der sich mit Mitteln der Pop-Art ausdrückende »neue Realismus« von nonkonformen Malern wie Willy Wolff, Wasja Götze und Hans Ticha [ Abb. 2, 3 ] unterschied sich vom staatsoffiziellen RealismusModell vor allem dadurch, dass er die Diskurse einer Gegenmoral und eines »Lebens in Wahrheit« [ 3 ] Wasja Götze Das rote Telephon, 1971 Privatbesitz in die künstlerische Produktion einschloss, anstatt sie als außerkünstlerische Einflussfaktoren aus einem purifizierten Bereich ästhetischer Selbstbestimmung zu verweisen. In diesem Sinne mussten sich Walter Womackas (1925–2010) spätsozialistische Pop-Art-Reminiszenzen, etwa in dem vom Sammler Peter Ludwig (1925–1996) teilweise erworbenen Zyklus Erika Steinführer I–IV (1980–1984), als ein fehlschlagender Versuch erweisen, mit ein wenig Rauschenberg (1925–2008) den Anschluss an die jüngeren Maler herzustellen und damit im Feld des Ästhetischen eine street credibility zu erlangen.
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