123 Das erste, was beim Gedanken an Moritz Götze in den Sinn kommt, sind seine großformatigen, farbgewaltigen Gemälde und seine schillernden Emaille-Arbeiten; vielleicht auch der berühmte Tintenfass-Wurf. Am 10. November 2009, rechtzeitig zum 526. Geburtstag Martin Luthers, stellte er gemeinsam mit Bazon Brock dessen Wurf des Tintenfasses nach dem Teufel in der Lutherstube nach. Götzes Grafiken, die inhaltlich und stilistisch in nichts seinen Gemälden [Abb. 1, 2] nachstehen, sind nicht unbedingt sofort präsent – und das zu Unrecht. Moritz Götze hat seine künstlerische Laufbahn mit Papierarbeiten begonnen und ist diesem Medium bis heute treu geblieben. Schule oder Studium sagten dem jungen Moritz Götze1 so gar nicht zu. Vielmehr war die Schulzeit eine Last, auch weil er als Kind aus einer Künstlerfamilie besonders beäugt wurde. Sein Vater Wasja Götze zählt zu einem der wenigen Pop-Art-Künstler in Ostdeutschland. Das Sympathisieren mit westlicher Kunst ließ ihn in den Fokus der Behörden geraten. Moritz Götzes Mutter Inge unterrichtete an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein 1 Vgl. Rothamel 2014, S. 8–10. [ 1 | 2 ] Kosmischer Staub, 2015, Serigrafie und Kosmischer Staub (nach Caspar David Friedrich), 2010 Emaillemalerei in Halle (Saale) Textilgestaltung und verdiente damit den Lebensunterhalt der Familie. Im Götze’schen Künstlerhaushalt haben sich viele interessante Persönlichkeiten die Klinke in die Hand gegeben und – wie sollte es auch anders sein – Moritz Götze nachhaltig beeinflusst. Allerdings verkehrte sich der eigentlich glückliche Umstand, ständig von Kunst und Künstlern umgeben zu sein, erst einmal ins Gegenteil. Daher begann Götze zunächst eine solide Tischlerlehre in Bad Kösen. Bei zahlreichen Fahrten nach Berlin, die er in dieser Zeit unternahm, lernte er im Haus von Ekkehard Maaß in Prenzlauer Berg Künstler und Schriftsteller wie Conny Schleime, Sascha Anderson und Ralf Kerbach kennen. Diese Begegnungen legten den Grundstein seiner Leidenschaft für Künstlerbücher und Punkmusik. Mit seiner Punkband Größenwahn trat er als Gitarrist und Sänger in den 1980er-Jahren mehrfach auf. Die Organisation von Punkkonzerten führte zur Beobachtung durch die staatliche Obrigkeit. Das hielt ihn jedoch nicht ab, die für die Auftritte benötigten Plakate und Einladungen zu gestalten – losgelöst von bekannten Formen, die so
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