Leseprobe

Die Laienbestattung in St. Peter zu Erfurt und die Tumbenplatte der Grafen von Gleichen 71 q Zeit vor 1450 zurückreichen, darunter mindestens vier weibliche.15 Einige davon wurden 2019 bei archäologischen Grabungen vor der Westfassade des erhaltenen Kirchenfragments erfasst.16 Wie im Paradies, so stammten mit Ausnahme der Grabplatte der Grafen von Gleichen auch im Langhaus die ältesten Grabsteine, die an verstorbene Laien erinnerten, aus dem frühen 14. Jahrhundert. Bis 1450 ließen sich, Stassens Sammlung zufolge, mindestens 56 Laien im Langhaus der Peterskirche bestatten, die Angehörigen des Hauses Gleichen nicht mitgezählt, darunter 22 Frauen.17 Einige Bestattungen stehen im Zusammenhang mit Altarstiftungen (Abb. 4). Die Namen des von Gleichen’schen Burgmanns Berenger von Meldingen und des Erfurter Patrizierpaars Heinrich und Christiana von Zimmern, die 1351 jeweils einen Altar an den westlichsten Pfeilern des Mittelschiffs ausstatteten, sind in Stassens Grabsteinliste nicht vertreten.18 Der Grabstein des Hartung Vitztum aber, aus dessen Spenden im gleichen Jahr 1351 der Dreikönigsaltar errichtet werden konnte, ist im Langhaus bezeugt und lag wahrscheinlich in der Nähe dieses Altars, der am sechsten Langhauspfeiler der Nordarkade lokalisiert wird.19 Bald darauf stiftete Heinrich von Wechmar für sein und seiner Eltern Seelenheil den Matthias-Altar, der 1366 geweiht wurde. Er stand am 2. westlichen Langhauspfeiler, unter der Nordarkade.20 Sein Stifter war bereits 1353 verstorben und im Langhaus, wahrscheinlich ebenfalls in der Nähe des Altars, beigesetzt.21 1406 dotierte mit Heinrich Brun ein weiterer Erfurter Ratsherr einen Altar. Brun ließ im Langhaus den Heilig-Geist-und-Bonifatius-Altar aufstellen und legte fest, dass daran täglich eine Seelmesse für seine Frau, für ihn selbst und seinen Sohn zu lesen sei.22 Dieser Altar stand am 2. Pfeiler von Westen auf der Südseite, wie eine heute noch erhaltene Inschrift auf der gegenüberliegenden (östlichen) Seite des ersten Pfeilers mitteilt.23 Heinrich Brun (gest. 1425) und seine Frau Elisabeth (gest. 1433) wurden davor bestattet.24 Im südlichen Querhaus, das bei Stassen wegen der Aufstellung des Benediktsaltars 1678 anstelle des Stephansaltars in der südlichen Querhauskonche Chorum s. Benedicti genannt wurde,25 setzte die Laienbestattung – soweit aus den überlieferten Grabplatten abzulesen – 1325 ein. Bis 1450 zählt man hier zehn Laien, davon vier Frauen.26 Im Chorus minor, in der Vierung und im nördlichen Querhausarm sind keine Grabplatten nachgewiesen. Das Presbyterium war stets den Äbten des Klosters vorbehalten, nur in die Nebenchöre konnten die Laien vordringen. Einen Präzedenzfall schuf hier offenbar ein Johannes de Gotha Institor (gest. 1347), doch ist der Grund für seine Bevorzugung nicht bekannt.27 Neben dem Langhaus entwickelte sich die Marien- oder Annenkapelle seit dem frühen 14. Jahrhundert zum Hauptort für Laiengräber. Bemerkenswert daran ist, dass sich diese Kapelle, die in östlicher Verlängerung des Kapitelsaals lag, nach ihrer Neuweihe 1290 auch zur zentralen Grablege der Äbte entwickelte.28 Doch da sie über den Friedhof zugänglich war, der wiederum durch ein Tor in der Mauer von Süden her erreicht werden konnte, gelangten die Laien in die Kapelle, ohne die Kirche zu durchqueren und die Klausur zu stören.29 Durch einen Ablass des Mainzer Erzbischofs Peter von Aspelt von 1318 wurden sie nachgerade dazu aufgefordert, die Abb. 4 Altarplan der Klosterkirche St. Peter und Paul, Rekonstruktion für das 15. Jahrhundert aus Frank 1973.

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