Die Laienbestattung in St. Peter zu Erfurt und die Tumbenplatte der Grafen von Gleichen 73 q Kapelle zu besuchen und die Messe zu hören.30 1405 sah sich der Mainzer Erzbischof allerdings genötigt, der Laienschaft die Grenzen des öffentlichen Raums aufzuzeigen. Es ist anzunehmen, dass sich sein Verbot an Frauen, Kreuzgang und Klausur bei Strafe der Exkommunikation zu betreten, an die Besucherinnen der Annen-/Marienkapelle richtete.31 Zwischen 1324 und 1450 fanden in der Kapelle 18 Laien, darunter sieben Frauen, ihr Grab.32 Die Tumbenplatte mit Liege- figuren eines Grafen von Gleichen und zweier Frauen Am Anfang der Laienbestattung in der Klosterkirche standen die Grafen von Gleichen, die spätestens seit 1134 die Schutzvogtei des Klosters innehatten.33 Im Langhaus auf der Mittelachse, etwa eine Arkadenweite in westlicher Richtung vom Kreuzaltar entfernt, richteten sie eine dynastische Grablege ein, die seit etwa der Mitte des 13. Jahrhunderts oberirdisch durch eine Tumba gekennzeichnet war.34 Auf der Tumba lag die heute im Dom vor einer Wand aufgestellte Grabplatte, die einen unbekannten Graf von Gleichen zwischen zwei Frauen zeigt (Abb. 5). Die Stelle westlich des Kreuzaltars stellte sicher, dass das Grabmal von den Mitgliedern der Pfarrgemeinde ebenso wie von Pilgern und Gästen aufgesucht werden konnte, ohne die Stundengebete des Konvents zu stören. Ein Barbara-Altar, auf den Tumba und Grablege Bezug nahmen, wurde erst Jahrzehnte später eingerichtet und 1348 geweiht.35 Die früheste Erwähnung des Grabmals fällt in die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.36 Die 1813 in den Dom überführte Tumbenplatte (260 × 186 × 21,5 cm + 7,5 cm erhabenes Relief) ist ohne jede Inschrift erhalten, daher können die Individuen, die im Hochrelief dargestellt sind, nicht eindeutig bestimmt werden. Außer Zweifel steht nur, dass das Wappen auf dem Schild, das der männliche Adelige wie nebenbei vorweist, einem Angehörigen des Grafengeschlechts von Gleichen gehörte. Wappenfigur ist ein bekrönter gelöwter Leopard in Gold vor Blau (Abb. 6).37 Eine Identifizierung der historischen Personen, die in der Peterskirche durch ein figürliches Grabdenkmal repräsentiert wurden, muss die zeitgenössischen heraldischen Konventionen berücksichtigen. Meines Erachtens lässt sich auf dieser Grundlage ein neuer Vorschlag begründen. Beschreibung, Naumburg- Rezeption und Datierung Die überlebensgroßen Figuren stehen nebeneinander auf Konsolen, wobei die beiden Frauen ihr Haupt leicht dem Mann in der Mitte zuwenden, der sie um Kopflänge überragt. Der Graf von Gleichen hält mit der Linken Schwert und Wappenschild. Über dem Leibrock trägt er einen ärmellosen, gefütterten Surcot mit Gürtel. Die Brust ziert eine große Brosche. Der Mantel mit angesetztem Pelzkragen lässt die rechte Schulter frei und wird mit der rechten Hand auf Höhe des rechten Oberschenkels straffgezogen. Da der Mantel nicht länger ist als der Surcot, sind die spitz zulaufenden Schuhe, die unter den Gewändern hervorragen, gut sichtbar. Die Haartracht, bei der eine Mähne aus nackenlangen Haaren über Stirn und Schläfen nach hinten gekämmt sind, ist auffällig und für die Zeit höchst ungewöhnlich. Die Dame auf der heraldisch rechten Seite des Grafen trägt ein langes Kleid mit Goldborten und einen gefütterten Tasselmantel mit Pelzbesatz. Auf der Brust prangt eine schildförmige Brosche, in der rechten Hand präsentiert sie ein Buch mit Lederschließen, die Linke hält den offenen Mantel zusammen. Das Gesicht wird durch das zeittypische Gebende eingefasst. Abb. 6 Detail der Tumbenplatte: Wappenschild mit dem Wappen der Grafen von Gleichen (Foto: Christian Forster).
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