Spätgotische Wandmalereien im salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet: St. Philippus und Jakobus in Abtsdorf 171 q früherer Ausmalung, die anscheinend hinter der Tünche sehr gut erhalten ist, gezwungen entgegenzuwirken.« Da weder in der Pfarrei noch in der Filiale Gelder vorhanden seien, richtet der Pfarrer »daher an das Kgl. Generalkonservatorium die ergebenste Anfrage und Bitte ob ihm nicht die Mittel zur Verfügung stehen, wenigstens 2 Bilder durch fachmännischer Seite von der Tünche losgelegt werden könnten, um dem gläubigen Volk die Schönheit der früheren Ausmalung darzustellen und bei ihm Sinn und Verständnis für Erhaltung der alten Kunstdenkmale in ihrer Kirche zu wecken.«20 Ob mit den »2 Bilder[n]« die in den Kunstdenkmälern ausdrücklich genannten Darstellungen der Kreuztragung und Auferstehung gemeint sind, lässt sich aufgrund der Tünchung der betreffenden Südwand Mitte der 1950er Jahre nicht mehr beurteilen. Georg Hager, damals Generalkonservator, musste diesem Wunsch jedenfalls eine Absage erteilen, kündigte aber den baldigen Besuch durch einen der Mitarbeiter an und verfügte, bis dahin keinerlei Arbeiten vornehmen zu lassen.21 In einem ausführlicheren Schreiben an das Pfarramt präzisierte Hager den Befund, vermutlich aufgrund der inzwischen erfolgten Bestandsaufnahme vor Ort, und differenzierte zwischen zwei stilistisch voneinander zu trennenden Malschichten, von denen »die jüngere, sehr reiche aber nur mittelmäßige Darstellungsmalerei [...] so zwischen den sich leicht lösenden Tüncheschichten [steht], daß ihre Bloßlegung und Erhaltung fast unmöglich ist. Unter den Schichten, in Fresko gemalt, befinden sich die einfachen aber sehr guten spätgothischen Malereien die noch größtenteils unversehrt zum Vorschein kommen. So lassen diese Spuren an der Wand gegenüber der Eingangsthür eine St. Christophorusfigur ahnen, darunter befindet sich in 3 Farben gemalt ein Sockelfriesornament mit eingesetztem Apostelkreuz.« Überzeugt von der Qualität der mittelalterlichen Ausmalung empfiehlt Hager eine Münchener Kirchenmalerfirma und stellt die Befürwortung für »einen dem Wert der Malereien entsprechenden Staatszuschuss« in Aussicht. Abschließend mahnt er: »Auf keinen Fall dürfen die nun schon freigelegten Stellen nun übertüncht werden.«22 Zu einer grundlegenden Sanierungsmaßnahme und teilweisen Freilegung der spätgotischen Wandmalereien kam es dann erst 1955.23 In welchem Zustand sich die Raumschale damals präsentierte, welcher barocke Befund mit der Abtragung bis auf die mittelalterliche Malschicht zerstört oder wieder übermalt wurde, und wie weitreichend die Eingriffe und Ergänzungen im Zuge der Restaurierung gingen, lässt sich nicht mehr verifizieren.24 Der erste Eindruck vom Kirchenraum ist heute geprägt von einer hellen Buntfarbigkeit von Ockergelb-, Grün-, Blau- und Rottönen sowie dem Kalkweiß des Putzgrundes, deren ursprüngliche Leuchtkraft trotz der teilweise offensichtlichen Veränderungen ihrer Erscheinung durch mechanische und chemische Prozesse im Lauf der Jahrhunderte leicht vorstellbar ist.25 Diese Farben verteilen sich auf alle Elemente der ursprünglich die Raumschale wohl vollständig einnehmenden Malereien, wie Gewänder, Ornamente und Flächenfüllungen der von den spitzen Schildbögen und Wandvorlagen vorAbb. 2 Innenraum der Filialkirche St. Philippus und Jakobus, nach Osten, Abtsdorf, 15. Jh. [Foto: Ricaralovesmonuments; https://upload. wikimedia.org/wikipedia/commons/3/31/St._Jakobus_major_%28Abtsdorf%29_Innenraum_1.jpg; CC BY SA 4.0, via Wikimedia Commons]. Abb. 3 Innenraum der Filialkirche St. Philippus und Jakobus, nach Westen, Abtsdorf, 15. Jh. [Foto: Ricaralovesmonuments; https://upload. wikimedia.org/wikipedia/commons/6/63/St._Jakobus_major_%28Abtsdorf%29_Innenraum_2.jpg; CC BY SA 4.0, via Wikimedia Commons].
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