Leseprobe

Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg war seit 1921 der aus Frankfurt am Main kommende Kunsthistoriker und Advokat der Moderne Walter Müller-Wulckow (1886–1964). Als Gründungsdirektor des vom Freistaat Oldenburg neu geschaffenen Museums hatte er die heterogenen Bestände des ehemaligen Kunstgewerbemuseums, der bescheidenen Staatlichen Galerie Neuerer Malerei und die Reste der ehemaligen Großherzoglichen Gemäldegalerie im ehemaligen Residenzschloss der Großherzoge von Oldenburg zu einem modernen Landesmuseum vereinigt, das im Februar 1923 eröffnet wurde.1 Ein Herzstück seiner Museumsgründung war die zur Eröffnung des Museums eingerichtete Moderne Galerie im Erdgeschoss des Schlosses, die moderne Meisterwerke der Brücke-Maler Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff aus der Zeit ihres Aufenthalts in Dangast sowie Werke von Paula Modersohn-Becker, Max Beckmann und Franz Radziwill zeigte. Das Landesmuseum Oldenburg und seine Assistenten Bei der täglichen Museumsarbeit und der Bearbeitung der Bestände wurde Muller-Wulckow von wissenschaftlichen Assistenten unterstützt.2 Von 1922 bis Ende 1927 war Otto Holtze (1892–1944) als Assistent am Landesmuseum tätig. Auf ihn folgten verschiedene Frankl-Schüler, wobei bislang unklar ist, woher der Kontakt – und auch das Vertrauen – zwischen Frankl und Müller-Wulckow stammten, der mit Herbert Kunze, Walter Dieck, Hanna Stirnemann, Werner Meinhof und Heinz Köhn fünf seiner sieben wissenschaftlichen Mitarbeiter aus Halle übernahm.3 Frankl und Müller-Wulckow standen offenbar im kontinuierlichen Austausch über die Besetzungsmöglichkeiten der Mitarbeiterstelle am Landesmuseum. So bedankt sich Müller-Wulckow im November 1926 für Frankls Empfehlung, Walter Dieck als Assistenten einzustellen: »Der von Ihnen mir damals so freundlich Empfohlene hat sich hier in der praktischen Museumsarbeit vollauf bewährt als ein fleißiger und in jeder Weise zuverlässiger Mitarbeiter, sodaß ich Ihnen für diesen Vorschlag sehr zu Dank verpflichtet bin.«4 Im Frühjahr 1927, nach dem Wechsel Diecks an das Städtische Museum Erfurt und während Otto Holtze, der zum Oktober als Assistent Walter Riezlers an das Stadtmuseum Stettin wechselt, aushilfsweise in Hameln arbeitet, um hier die Ausstellung »Oberweserkunst« einzurichten,5 ist der Posten erneut vakant: »Ich möchte mich nun bei Ihnen erkundigen, welcher Nachwuchs bei Ihnen zur sofortigen Übernahme der hiesigen Stelle zur Verfügung stehen würde«, fragt der Museumsdirektor daher bei Frankl an,6 der postwendend Hanna Stirnemann empfiehlt: »ich empfehle Ihnen auf wärmste und entschiedener als seiner Zeit Dr. Dieck diesmal Frl. Dr. Hanna Stirnemann.«7 Bereits wenige Tage später bewirbt sich die frisch promovierte Kunsthistorikerin in Oldenburg: »Sehr geehrter Herr Direktor. Ihrer Aufforderung, mich um die vakante Stelle am Landesmuseum in Oldenburg zu bewerben, beeile ich mich, mit Dank nachzukommen. Von Professor Dr. Frankl-Halle erfuhr ich die Anstellungsbedingungen und äußerte schon ihm gegenüber mein Einverständnis, was ich hier gern wiederhole, und zudem betonen möchte, wieviel mir daran läge, unter Ihrer Anleitung arbeiten zu dürfen.« Im beigefügten Lebenslauf berichtet sie über ihren bisherigen Werdegang:

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