116 Kunstschule kein schlechtes und uninteressantes ›Geschäft‹. Ich glaube, Sie beide würden sich gut gegenseitig ergänzen [...]. Ich glaube auch, daß die beiden Hofmanns sehr geschickte ›Geschäftspartner‹ abgeben würden, was in solchem Fall nicht ohne Wichtigkeit ist.«8 Die Pläne einer gemeinsamen Malschule werden jedoch alsbald verworfen. Thiemann berichtet: »Aus der Malschule mit Hofmann, an der ich jetzt [. . .] teilnehmen würde, ist leider noch nichts geworden, und zwar hat Hofmann selbst den Plan fallen gelassen – wenigstens vorläufig. Wahrscheinlich hat er bei seiner Übersiedlung nach Berlin zuviele Pläne geschmiedet, und sicher wird er jetzt schon froh sein, wenn er nur die Hälfte davon verwirklichen kann. Auch hat er wohl viele seiner Rechnungen ohne die Reichskulturkammer gemacht, die über alle staatlichen und privaten Schulen strenge Aufsicht führt [...].«9 Auch wenn sich das Unternehmen zerschlägt, bleibt die freundschaftliche Verbindung zu Thiemann erhalten. Hanna Hofmann versucht sich darüber hinaus im Vertrieb von Keramiken Otto Lindigs: »Mein Lindig-Laden brachte auch einige Verkäufe u. etliche stehen noch bevor«.10 Zu den Abnehmern gehörte auch Karl Nierendorf, der »eine große Vase für seine Galerie« erwirbt. Die Galerie Nierendorf am Berliner Lützowufer zeigt noch im Februar 1937 Gemälde und Aquarelle Otto Hofmanns.11 Im März 1936 erleben Hanna und Otto Hofmann den Propagandaflug der zwei Zeppeline »Hindenburg« und »Graf Zeppelin« über Berlin, das im Jahr der Olympiade noch einmal ein weltoffenes Gesicht zu zeigen versucht: »Neulich sahen wir lange die 2 Zeppeline von unserem Dach aus. Ganz unwirklich u. abstrakt diese grosse[n] silbernen Tiere an einem blaugrünen Himmel über den Dächern Berlins.«12 In ihrem späteren Wiedergutmachungsantrag wird Hanna Hofmann-Stirnemann angeben, dass sie während der Jahre 1936 und 1937 kunstgeschichtliche Privatkurse »für einen kleinen Kreis jüdischer Freunde in Berlin« gab.13 Darüber hinaus ist sie publizistisch aktiv: In der seit 1934 im Verlag von Walter De Gruyter in Berlin erscheinenden Zeitschrift Geistige Arbeit. Zeitung aus der wissenschaftlichen Welt veröffentlicht sie vor allem Rezensionen, aber im April 1936 auch ihren Aufsatz »Das lebendige Museum«, mit dem sie sich – wie bereits in ihrer Jenaer Amtszeit – für moderne Museumsarbeit einsetzt: Das Museum habe nicht ein Ort von »ollen Klamotten« zu sein, sondern einer, der Besucherinnen und Besucher zum aktiven Schauen und Entdecken anregt. Einen zentralen Aspekt sieht Hofmann-Stirnemann in der Frage angemessener Beschriftungen, wobei ihre Überlegungen nach wie vor aktuell wirken: »Ein Zuviel enthebt den Beschauer zu sehr der eigenen Leistung oder lenkt ihn dergestalt ab, daß er länger liest als anschaut, ein Zuwenig, was aus ästhetischen Gründen lange propagiert wurde, erschließt manches nicht, was aufschlussreich und hilfreich wäre.«14 Nach der Eröffnung der Ausstellung »Entartete Kunst« im Juli 1937 in München und dem Beginn der gleichnamigen Beschlagnahmeaktion moderner Kunst in deutschen Museen, der auch Otto Hofmanns Zeichnung »Abendflug zie-
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