Leseprobe

118 Hofmann-Stirnemann und ihr Mann ziehen daraufhin erneut in die Nähe ihrer Heimat, nach Hainichen bei Dornburg an der Saale. In dem kleinen, abgelegenen Dorf, 14 Kilometer von Jena entfernt, gab es »keine Ortsgruppe der NSDAP«,18 erinnert Hanna Hofmann später. Hier können ihr Mann und sie untertauchen. An ihre erste Zeit in Hainichen erinnert sie sich: Wir lebten »in einem kleinen Dorf in Thüringen, das nur 115 Einwohner zählte. Es liegt auf einer Hochebene und lehnt sich an einen schönen Bauernwald, in dem jetzt im Frühling ein Teppich von gelben Primeln, Anemonen und Märzenbechern blüht [...]. Unser Haus war Ende des 17. Jahrhunderts als Gemeindeschenke gebaut worden [...]. Unser Einzug bedeutete für das Dorf ein spannungsvolles Ereignis. Da wir auf Befragen nach unserm Beruf zunächst noch ungesprächig angegeben hatten, dass wir zu Hause arbeiteten, erregten wir ihr Misstrauen. [...] Unsere grosse Bibliothek brachte uns in den für bäuerliches Denken besten Ruf, sehr reich zu sein, weil man doch etwas so Überflüssiges nur besitzen könne, wenn man alles andere schon habe.«19 Hanna Hofmann-Stirnemann: Der Grand Prix für Otto Lindig in Dornburg a. d. S., in: Jenaische Zeitung v. 10. Dezember 1937

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