Leseprobe

1935 – 1945: Erzwungener Rückzug ins Private 119 Von Hainichen aus arbeitet das Ehepaar mit dem befreundete Keramiker Otto Lindig zusammen, der nach wie vor im lediglich vier Kilometer entfernten Dornburg ansässig ist. Otto Hofmann bemalt und dekoriert von Lindig gestaltete Teller, Krüge und Fliesen. Vor allem die mit Ritzdekor verzierten Fliesen waren leicht herzustellen und konnten in größeren Mengen gewinnbringend verkauft werden: »Eine Hilfe für alle damals«, wie Lindig erinnert.20 Nachdem der Keramiker für seine große Vase von 1936/37 auf der Pariser Weltausstellung von 1937 mit dem Grand Prix ausgezeichnet worden war, publizierte Hofmann-Stirnemann im Dezember des Jahres einen Bericht über einen Werkstattbesuch bei Otto Lindig in der Jenaischen Zeitung: »Ein spannungsvolles Ereignis bedeutet von Mal zu Mal das Öffnen des vermauerten Brennofens, dicht angefüllt mit der gebrannten Ware, nun im leuchtenden Glanze der Glasuren: metallisches Schwarz und Goldbraun, Mandelgrün vom Scherben rötlich durchschimmert, stumpfes Taubenblau, sahniges Weiß und seidig glänzendes Graurot. Wunderbare Zufallswirkungen bringt oftmals eine Unregelmäßigkeit im Brennprozess hervor, wenn die Glasur ›unvorschriftsmäßig‹ zusammenläuft oder stärker verbrennt, wenn durch das Übergießen der Glasur zuweilen die Farben sich wölken wie ein Stück abendlichen Himmels. Ein solches, fertiges Gefäß behutsam in die Hand zu nehmen Hanna Hofmann mit ihren Tieren, Hainichen, um 1940, Fotografie, Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg

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