Leseprobe

1950 – 1996: Leben in West-Berlin und Arbeit für den Werkbund 153 Oktober 1955.11 In Ihren Beiträgen für die Werkbund-Zeitschrift werk und zeit, über die Textilkünstlerinnen Woty Werner und Lieselotte Rietz-Ebelt, wird sie sich von Berlin aus erneut der Kunst von Frauen widmen. Werkstoff Porzellan, Werkstoff Glas und die Interbau Zu den wichtigsten Projekten dieser Jahre zählen die – maßgeblich von Johanna Hofmann konzipierten – Werkbund-Ausstellungen »Werkstoff Porzellan« und »Werkstoff Glas«, die 1955 und 1956 in der Berliner Hochschule für bildende Künste gezeigt und durch von ihr verfasste Kataloghefte begleitet wurden. Die Ausstellung »Werkstoff Porzellan« wird am 21. Juni 1955 eröffnet.12 Gestaltet wurde die Schau, über die Hofmann in werk und zeit (mit einer Ansicht aus der Ausstellung) und weiteren Zeitschriften berichtet, von den ehemaligen Bauhäuslern und Berliner Werkbundmitgliedern Wils Ebert und Georg A. Neidenberger, der auch die Kataloggestaltung übernahm. Erneut steht der didaktische Zugang im Fokus: Den Auftakt der Ausstellung bildet eine Station, die den Weg vom Material zum fertigen Produkt vermittelt. Es werden ›Klassiker‹ der Gestaltung, von Marguerite Friedländer und Trude Petri, aber auch innovative Produkte von Nachwuchsgestaltern präsentiert. Ausgestellt werden sowohl Haushalts- und Hotelgeschirr als auch technisches Porzellan. »Porzellan [ist] kein Luxus mehr«, referiert Hofmann den Tenor der Berichterstattung über die Ausstellung.13 Die Ausstellung zum Werkstoff Glas findet knapp ein Jahr später, vom 11. Mai bis 3. Juni 1956, statt: »Es fehlt auf dieser Ausstellung wohl kein Gebiet der so vielseitigen Verarbeitung und Verwendung dieses ältesten Kunststoffes, auch nicht eine Reihe von Großfotos moderner Architektur, in welcher der Baustoff Glas dominiert«, berichtet Hofmann in werk und zeit.14 Erneut sind Wils Ebert und Georg Neidenberger die ausführenden Gestalter der Schau. Für die Realisierung der Vorhaben kann Hofmann auf ihre freundschaftlichen Kontakte zurückgreifen: Mit Wilhelm Wagenfeld korrespondiert sie über dessen Beteiligung und berichtet ihm im Oktober 1955: »Dexel, bei dem ich 2 Tage in Braunschweig war, wird den einführenden Text für die Schrift ›Werkstoff Glas‹ schreiben und aus seiner Formensammlung schöne alte Gläser dazu geben sowie Fotos von alten Glashütten u.a.m.«15 Die beiden Ausstellungen zu den Werkstoffen Porzellan und Glas tragen nicht zuletzt zum Aufbau einer Mustersammlung bei, obwohl der Werkbund Berlin zu dieser Zeit noch über keine eigenen Ausstellungsräume verfügt. Ein ursprünglich geplantes drittes Heft der Reihe über den »Werkstoff Metall« erscheint nicht mehr. Indes realisiert Hofmann 1957 mit dem zur Internationalen Bauausstellung Interbau erschienenen Wohnratgeber »Wohnen in unserer Zeit« ihre dritte – und umfangreichste – Publikation für den Berliner Werkbund. Während der Einfluss des Werkbundes auf die – für den Wiederaufbau in Westdeutschland programmatische – Bauausstellung »Interbau« recht überschaubar war, nutzten Johanna Hofmann und der Werkbund Berlin den Erfolg der Präsentation der Musterbauten von Alvar Aalto, Egon Eiermann, Walter Gropius, Oscar Niemeyer und vielen weiteren Architekten zur Präsentation mustergültiger Wohnformen im Geiste der Werkbundtradition: Auf über

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