| 75 Bei Steckverbindungen sind die Teilstücke passgenau zusammengesetzt. Die Art und Weise, wie die Komponenten ineinandergreifen, ist dabei sehr variantenreich. Eine ganz einfache Form der Steckverbindung, die jederzeit schnell zu lösen ist, stellt die Fixierung eines Deckels auf seinem Behältnis dar. Dabei greift ein sogenannter Zargenrand, angebracht auf der Innenseite des Deckels, um den Lippenrand. Eine weitere vielseitig genutzte Variante der Steckverbindung stellt das Scharnier dar. Hier werden mindestens zwei kurze Rohrabschnitte nebeneinander positioniert und durch einen eingeschobenen Stift miteinander verbunden.3 Dieser kann die Funktion einer Achse übernehmen, wodurch ein Gelenk entsteht. Eine typische Anwendung für solch eine bewegliche, aber dauerhafte Montierung findet sich an zahlreichen Deckelhumpen, bei denen das Scharnier Deckel und Gefäß verbindet. Scharniere können aber auch als feststehende Elemente von mindestens zwei oder mehreren Teilstücken fungieren, gut nachvollziehbar an den Zierspangen, mit deren Hilfe fragile Materialien wie Straußeneier, Kokosnüsse oder Molluskengehäuse als Kuppa in den Pokal eingebunden sind (Abb. 2). Als besonders dauerhaft und fest erweisen sich Nietenverbindungen. Diese halten die Teilstücke zusammen, indem Nietstifte durch vorgefertigte Bohrungen, sogenannte Nietlöcher, gesteckt und in einem zweiten Arbeitsschritt beidseitig oder nur auf der Innenseite, je nach Art der Niete, gestaucht oder umgebogen werden.4 Somit entsteht ein stabiler Verbund, der allein durch Aufbiegen der Nietstifte oder Abtrennen der Nietköpfe zu lösen ist.5 Diese Methode kommt bevorzugt zum Einsatz, wenn nicht gelötet oder geschraubt werden kann, und eignet sich darüber hinaus auch, um Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften zusammenzufügen. Sind Nietköpfe zudem künstlerisch ausgeformt (Blümchen oder andere Appliken), dann erfüllen sie ferner noch eine gestalterische Funktion, wie es sich am Beispiel eines Perlmutterpokals des Leipziger Meisters Elias Geyer gut verdeutlichen lässt (Kat.-Nr. 44). Abb. 1 Augsburger Deckelbecher in zerlegtem Zustand (Kat.-Nr. 151)
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1