| 85 der Archäologie bis in jüngste Zeit angewandt. So ist es nicht ungewöhnlich, dass noch im 1980 erschienenen ersten Band von Helmut Seling Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529–1868 sämtliche Marken mit Tusche nachgezeichnet wurden (Abb. 1 links).2 Spätestens mit Einzug verbesserter Möglichkeiten zur Abformung und Visualisierung der kleinen Punzen, deren Größe von maximal drei Millimetern etwa einer Streichholzkuppe entspricht, veränderte sich die Methodik der Markendokumentation grundlegend. In den frühen 2000er Jahren wurde damit begonnen, von Silikonabformungen galvanoplastische Positive oder Gipsabgüsse anzufertigen. Diese waren wiederum bei einheitlicher Beleuchtung einzeln im Makrobereich abzufotografieren, sodass qualitativ hochwertige Reproaufnahmen entstanden, die fortan detailliertere und maßstabsgerechte Markenabbildungen ermöglichten.3 Ein wesentlicher Nachteil dieser Vorgehensweise ist, dass sie mit erheblichem Zeitaufwand und hohen Kosten verbunden ist.4 Exemplarisch für galvanoplastische Markenfotos darf hier Selings erweiterte und überarbeitete Publikation zur Augsburger Goldschmiedekunst von 2007 (unter Mitarbeit von Stephanie Singer) genannt werden (Abb. 1 Mitte).5 Bei einem langjährigen, von Ralf Schürer geleiteten Projekt des Germanischen Nationalmuseums zur Erfassung der Nürnberger Gold- und Silberschmiedemarken wurden wiederum die umfangreichen Silikonabdrücke mit Gips ausgegossen und diese Positive einheitlich abfotografiert (Nürnberger Goldschmiedekunst 1541–1868, im vorliegenden Band abgekürzt als NGK 2007). Die Detailtreue dieser Gipspositive fällt jedoch im Vergleich zu den Galvanopositiven merklich geringer aus (Abb. 2 Mitte). Auf der Suche nach dem besten Verfahren Bereits 2018 wurde mit der bislang bewährten Positivabformung experimentiert, aber auch neue digitale Aufnahmeverfahren getestet, um eine qualitativ hochwertige und zugleich effiziente Art und Weise der Visualisierung zu entwickeln. Die ursprüngliche Idee bestand darin, die seit 2014 im Grünen Gewölbe angefertigten rund 400 Silikonabformungen von Meister- und Beschauzeichen zu vervollständigen, mit digitaler Kameratechnik abzufotografieren, per Bildbearbeitung am PC zu invertieren und damit seitenrichtig sowie maßstabsgerecht abzubilden. Abb. 1 Augsburger Beschaumarke (Pinienzapfen) und Meistermarke »L« auf dem Globuspokal von Christoph Lencker (Kat.-Nr. 161): aus Seling 1980 (links), dieselben Marken aus Seling 2007 (Mitte), aktuelle Aufnahmen dieser Marken mit dem Digitalmikroskop von KEYENCE VHX-7000 (rechts) Abb. 2 Nürnberger Meistermarke »IR« für Georg Rühl auf einer Kettenflasche (Kat.- Nr. 163): Markendarstellungen aus Rosenberg 1890 (links), dem Markenband zur Nürnberger Goldschmiedekunst 2007 (Mitte) und aktuelle Aufnahme mit dem Digitalmikroskop von KEYENCE (rechts)
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