Leseprobe

94 | Anhang Meinrad I Bauch Aus der Familie Bauch gingen mehrere Meister hervor, die zwischen 1540 und 1633 – zur Blütezeit Nürnbergs als Goldschmiedemetropole – dort tätig waren.1 Meinrad I entwickelte sich trotz eines glücklosen Beginns seiner beruflichen Laufbahn – er fiel zwei Mal bei der Meisterprüfung durch – später zu einem vielseitigen und offenbar produktiven Goldschmied.2 Mit 14 erhaltenen Werken ist sein Œuvre relativ gut dokumentiert. Es umfasst neben tiergestaltigen und anderen Trinkgefäßen besonders viele Jungfrauenbecher, auf die er sich spezialisiert zu haben scheint. Im Grünen Gewölbe sind insgesamt drei Stücke aus seiner Hand überliefert: neben dem Bacchus ein Jungfrauenbecher sowie ein Trinkgefäß in Gestalt eines Hirsches, dessen Gegenstück 1927 an den Familienverein Haus Wettin abgegeben wurde.3 Weitere Arbeiten aus seiner Werkstatt befinden sich heute unter anderem in den Museen des Moskauer Kreml, der Staatlichen Eremitage in St. Petersburg sowie dem Nationalmuseum Kopenhagen. Von seinem Vater, → Caspar I Bauch, haben sich im Grünen Gewölbe eine Doppelscheuer sowie ein Deckel erhalten (Kat.-Nrn. 14, 15). S Kat.-Nrn. 97, 101, 112 1 NGK 2007, Bd. I.1, S. 34–38. 2 Ebd., S. 37 f., Nrn. 30.1–30.14. 3 Trinkgefäß in Gestalt eines Hirsches, ehemalige Inv.-Nr. IV 13. Meinrad II Bauch Der Silberarbeiter Meinrad II Bauch1 stammte aus einer produktiven Nürnberger Goldschmiededynastie. Er war der Sohn von → Meinrad I Bauch, der ein ansehnliches Werk hinterlassen hat. Nach einer Lehre in Leipzig bei dem Goldschmied Peter Cramer legte er 1612 seine Meisterprüfung ab; gestorben ist er 1633. Aus seinem Leben ist nicht viel bekannt. Er scheint keine Lehrlinge ausgebildet zu haben. Sein schmales bekanntes Œuvre besteht aus verschiedenen Buckelpokalen sowie einem Dreikuppenpokal. Von ihm tauchen immer wieder Traubenpokale auf dem Kunstmarkt auf.2 Die zwei erhaltenen, 2007 dokumentierten Exemplare stammen aus Privatbesitz und dem Kunsthandel.3 Da sich deren Maße von denen des 2007 für das Grüne Gewölbe erworbenen Traubenpokals unterscheiden, kann Bauchs Œuvre noch ein weiteres Werk hinzugefügt werden. S Kat.-Nr. 6 1 NGK 2007, Bd. I.1, S. 38. 2 www.christies.com/en/lot/lot-6062867 (aufgerufen am 23. 2. 2023). 3 NGK 2007, Bd. I.1, S. 38, Nrn. 31.01, 31.04. Hans Jakob III Baur Hans Jakob III Baur1 war ein Augsburger Goldschmied und Sohn des Hans Jakob II. Er wurde um 1682 Meister und verstarb 1703. Seling weist ihm die bei Rosenberg anonym geführte Marke2 mit den ligierten Buchstaben »HB« im Oval zu. Von ihm haben sich neben Lavabos Schraubflaschen und ein Reisemundzeug erhalten. In seinem Œuvre stechen die Schwenkkessel und Wasserblasen im Grünen Gewölbe als großformatige Werke heraus. S Kat.-Nr. 165 1 Seling 2007, Nr. 1786; Schommers 1994, S. X. 2 R3, Nr. 770. Samuel Becker Das Leben des Braunschweiger Goldschmieds Samuel Becker, der zwischen 1565 und 1601 nachgewiesen ist, bleibt weitgehend im Dunkeln. Sein bislang bekanntes Œuvre umfasst vier profane Trinkgefäße, eine Schale und einen Messkelch.1 Beckers Nautiluspokal ist das einzige Zeugnis Braunschweiger Goldschmiedekunst im Grünen Gewölbe. S Kat.-Nr. 115 1 Spies 1996, Bd. III, S. 60 f., Nr. 300. Hans Beutmüller Hans Beutmüller1 war ein Silberarbeiter und Silberhändler aus Venedig. Er erwarb 1588 das Bürgerrecht in Nürnberg und legte in diesem Jahr auch seine Meisterprüfung ab. Seine Waren vertrieb er vor allem in den Ostseeraum. Zudem verdingte er sich als Münzmeister für den Deutschen Orden. Beutmüller war einer der umtriebigsten und produktivsten Meister seiner Zeit und taucht in den Quellen dementsprechend häufig auf. Sein Œuvre umfasst schwerpunktmäßig Doppel-, Akelei- und Traubenpokale. Außergewöhnlich sind seine Riesenpokale, die als diplomatische Geschenke nach Moskau gelangten.2 Ferner sind von ihm Satzbecher mit Monatsdarstellungen nach Jost Amman und Kirchengerät bekannt. S Kat.-Nr. 4 1 Zu Hans Beutmüller siehe NGK 2007, Bd. I.1, S. 54–56, Nr. 63. 2 Inv.-Nr. M3-516, https://collectiononline.kreml. ru/en/entity/OBJECT/61347?query=Nuremberg&fund=2766573&rubrics=3167767&index=5 und Inv.-Nr. M3-517, https://collectiononline. kreml.ru/en/entity/OBJECT/61349?query= Nuremberg&fund=2766573&rubrics=3167767& index=7 (beide aufgerufen am 30. 1. 2024). Johann Ludwig I Biller Johann Ludwig I Biller1 stammte aus der bedeutenden Augsburger Goldschmiededynastie der Biller. Er erlangte seine Meisterwürde 1684. Von 1707 bis 1709 war er Vorgeher der Zunft. Zusammen mit seinen Brüdern Albrecht, → Lorenz II und → Johannes arbeitete er am Berliner Silberbuffet.2 Für den Dresdner Hof war er beteiligt an der Ausstattung der Paraderäume anlässlich der Hochzeit des Sohnes Augusts des Starken mit der Kaisertochter Maria Josepha 1719. Aus der umfangreichen Bestellung Augsburger Silbermöbel und Prunkgerät sind hier die sechs Gueridons von Johann Ludwig I Biller zu nennen3 sowie die beiden großen Eiskessel im Grünen Gewölbe, die er gemeinsam mit Lorenz II geschaffen hat. Paul von Stetten betont, »daß er in geschlagener Arbeit eben so geschickt, wie in getriebener gewesen ist«.4 Biller verwendete drei unterschiedlich gerahmte Punzen mit den Buchstaben »ILB« unter einem Stern.5 S Kat.-Nrn. 151, 166 1 Seling 2007, S. 388, Nr. 1800; Schommers 1994, S. XI. 2 Keisch 1997, S. 147–154. 3 SKD, Kunstgewerbemuseum, Inv.-Nrn. 37464 a – d, 40852, 40903. Zu den Dresdner Silbermöbeln allgemein siehe Weinhold 2007/08, S. 154–159, 155, Abb. 152 (ein Gueridon von Johann Ludwig I Biller), und München 1994, S. 486 f., Nr. 137 (Gueridons). Die restlichen Teile der Ausstattung siehe ebd., S. 483–486, Nr. 136 (zwei Tische von Albrecht Biller), S. 490–493, Nr. 140 (Kaminschirm von Albrecht und Lorenz II Biller). 4 www.digitale-sammlungen.de/de/view/ bsb10386460?page=500,501 (aufgerufen am 30. 11. 2022). 5 Seling 2007, S. 388, Nr. 1800 a, i, l. Johannes Biller Johannes Biller1 stammte aus einer der bedeutendsten Augsburger Goldschmiededynastien und erhielt 1724 seine Meisterwürde. Der Silberarbeiter, Juwelier und Silberhändler war zudem königlich-preußischer Hofgold- und Silberarbeiter und betrieb eine Silberhandlung in Berlin. Gemeinsam mit seinen Brüdern Albrecht, → Lorenz II und → Johann Ludwig I arbeitete er auch am großen Berliner Silberbuffet mit, wie Paul von Stetten berichtet.2 Er verstarb 1745. S Kat.-Nr. 218 1 Seling 2007, S. 535, Nr. 2161; Schommers 1994, S. XII. 2 www.digitale-sammlungen.de/de/view/ bsb10386460?page=500,501 (aufgerufen am 16. 11. 2023).

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