65 Im Jahr 1735 wurde dieses Kind in Taucha bei Leipzig im letzten Schwangerschaftsdrittel geboren. Der herbeigerufene Leipziger Stadtarzt Johann Gottlieb Friderici (1693–1749) untersuchte das Kind, konnte das »hahnartige« Äußere aber nicht erklären. Im Laufe der Zeit wurde der Fötus als »Hühnermensch von Taucha« bezeichnet. Erst mehr als 250 Jahre nach seiner Geburt gelang im Jahr 1994 mit modernen Methoden der Nachweis, dass ein Defekt auf dem 17. Chromosom für diese Fehlbildung verantwortlich war. Es handelt sich um den weltweit ersten und einzigen Beleg dafür und macht es zu einem bedeutenden Zeugnis der Wissenschaftsgeschichte. Bis heute halten sich Spekulationen um weitere mögliche genetische Defekte. Selbst Parawissenschaftler hatten sich zeitweise mit dem Präparat befasst, die in dem Kind eine Kreuzung aus Menschen und Außerirdischen vermuteten. Heute steht der ethische Umgang mit dem verstorbenen Kind im Vordergrund. Versuche, die Familie des Kindes anhand von historischen Quellen zu rekonstruieren, verliefen bisher ohne Erfolg. WEIBLICHER FÖTUS MIT FEHLBILDUNGSSYNDROM Geboren 1735 in Taucha bei Leipzig; Alkoholpräparat, präpariert von Johann Gottlieb Friderici, Leipzig, 1735; Humanpräparat, Spir as, Schweinsblase, Siegellack; Linck-Sammlung; Höhe des Glases: 35 cm
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