Leseprobe

6 staunlicher Fülle erhaltene Naturalien- und Kunstkabinett der Leipziger Apothekerfamilie Linck aus der Zeit des Barock den heute gut gepflegten Ruf als eine der letzten Wunderkammern Europas. MUSEUMSGRÜNDUNG UND GEBÄUDE Dass das Naturalienkabinett einmal einen solch besonderen Eindruck auf seine Gäste hinterlassen würde, verdankt es den Bemühungen seines Museumsgründers Fürst Otto Victor I. von SchönburgWaldenburg (1785–1859). Seit den 1830er Jahren hatte er sich mit dem Aufbau einer eigenen Sammlung auseinandergesetzt, ließ seit 1838 systematisch Privatsammlungen für Waldenburg begutachten und ankaufen und konnte knapp acht Jahre später, nämlich 1845/46, die Einrichtung des uns heute vertrauten Naturalienkabinetts abschließen. Als Gründungsmotivation wurden immer wieder die Bildungsbestrebungen des Waldenburger Fürsten genannt, die unter anderem Neugründungen wie das Schönburgische Schullehrerseminar im Jahr 1844 nach sich zogen und in die sich ein Museum als öffentliche Bildungsstätte gut einfügte. Es spricht jedoch vieles dafür, das Naturalienkabinett eben nicht nur als von Anfang an öffentliche und bildungsbürgerliche Einrichtung, sondern auch als späten Vertreter fürstlicher Universal- und Kunstsammlungen privaten und repräsentativen Charakters anzusehen, die in einigen Punkten sogar frühneuzeitlichen Mustern folgt. So muss man festhalten, dass es bis zum Zeitpunkt der Erhebung Otto Carl Friedrichs von Schönburg-Waldenburg (1758–1800) in den Fürstenstand im Jahr 1790 keine repräsentative Sammlung in Waldenburg gegeben hatte, wie man sie in vergleichbaren Fürstenhäusern, so etwa im benachbarten Fürstentum Schwarzburg-­ Rudolstadt, mit einem eigenen Naturalienkabinett längst besaß. Auch der anfangs angedachte Ort für die neue Sammlung lässt aufhorchen: Für die neuen Sammlungen ließ Fürst Otto Victor I. von Schönburg-Waldenburg bis September 1840 den Dachboden oberhalb der fürstlichen Reithalle als Museum herrichten und mit eigens angefertigten Vitrinen aus Eichenholz und Rauchglasscheiben bestücken. Die obere Etage der fürstlichen Reithalle als Museumsräume zu nutzen, war schon seit dem 16. Jahrhundert etwa

RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1