Leseprobe

33 Malstil am deutlichsten ablesen. Die Vielfalt ihrer Mutterschaftsbilder, die im Laufe ihres Schaffens immer stärker vom Symbolismus geprägt wurden, verdeutlicht ihre Auseinandersetzung mit der ideologischen Auffassung von Mutterschaft als Berufung, als Frausein und als »Künstlerinsein«. Nachdem Dora Hitz Hofmalerin am rumänischen Königshof geworden war, kam sie um 1882 nach Paris, wo sie sich in einer neuen, ihr unbekannten Umgebung zurechtfinden musste. Als Hauptstadt der modernen Kunst und Kultur zeichnete sich Paris durch zwei Besonderheiten aus: eine riesige Künstler*innen-Gemeinschaft und einen modernen Kunstmarkt, der sich auf dieser Basis herausbildete.2 Die Entstaatlichung des bis dahin dominierenden Pariser Salons 1880 schuf den Raum für die rasche Entstehung vielfältiger Gruppenausstellungen unterschiedlicher Unions, Cercles und Sociétés, jede mit ihrem eigenen ästhetischen Programm.3 Das Ergebnis war ein riesiges Konkurrenzfeld, in dem Künstlerinnen zusätzlich mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen und Einschränkungen in Bezug auf Studium und Karrieremöglichkeiten zu kämpfen hatten. Privater Kunstunterricht war ein Luxus, da die Gebühren für Frauen oft doppelt so hoch waren wie die für ihre männlichen Kollegen, und auch die offizielle Mitgliedschaft in einer Künstlervereinigung war begrenzt oder gar nicht möglich.4 Die Jurymitglieder der großen Prestigeausstellungen waren ausschließlich männlich, was die geringe Anzahl von Künstlerinnen in den Ausstellungen erklärt.5 Die Situation von 3 Dora Hitz, Mutter und Kind, 1887, Privatsammlung Berlin

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