Leseprobe

118 19 Zwei Frauen am Brunnen o. D. · Öl auf Leinwand · 73×101 cm · Privatbesitz In dem bislang weder zeitlich noch topografisch eindeutig verorteten Werk bilden zwei Frauen das Zentrum des Geschehens. Sie verweilen auf einer steinernen Terrasse vor einer bergigen Landschaft und haben ihren Korb vor einem Brunnen abgestellt. Die eine blickt in den Himmel, während sich die andere zur Rast niedergelassen hat. Ihre wenig ausgeprägten Gesichtszüge lassen einen direkten Blickkontakt mit dem Außen des Bildes erahnen. Hitz hat hier eine komplexe Anlage geschaffen, die durch einen Brunnen diagonal geteilt wird. Ein überdachter Säulengang trennt Terrasse und Umgebung. Die Komposition wird durch weiße Pfeiler gegliedert und durch die leuchtenden Farben der Landschaft aufgelockert. Der Mann hinter dem Brunnen ist abstrahierter und dennoch erkennbar gestaltet. Die Palme, die die Grenze zwischen Natur und Architektur überwindet, nimmt in der Bildmitte einen ähnlich bedeutenden Platz wie die beiden Frauen ein. Hitz’ Virtuosität zeigt sich im Kontrast zwischen der zart angedeuteten Mimik, der flächigabstrakten Wiedergabe der architektonischen Elemente, dem wolkenverhangenen Bergmassiv und der Vegetation, die in satten Farben in pointillistisch anmutenden Strichen gehalten sind. Hitz evoziert mit dem schattigen Vorder- und dem sonnigen Hintergrund ein vielschichtiges Spannungsfeld. Das Werk erinnert an ihre italienischen Landschaften, in denen sie in breitem Duktus zunehmend die Formen auflöst. Ihre lockere Pinselführung verleiht eine Ausdrucksstärke, die sich besonders in ihrem Spätwerk nach 1900 wiederfindet. Pinar Celikel

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