Leseprobe

149 In einem der Wochenberichte, die der SPD-Parteivorstand regelmäßig für Helmut Schmidt zusammenstellte, stand im Mai 1979 wenig Schmeichelhaftes über den Bundeskanzler: „Im Berichtszeitraum hat es wiederum einige Austritte gegeben, die mit einer ‚Pro-Kernenergie-Haltung‘ der SPD und speziell des Bundeskanzlers begründet wurden; einige wollen bei den ‚Grünen‘ mitmachen. Der stellvertretende Juso-Vorsitzende, Reinhard Schultz, hat Helmut Schmidt am 8. 5. 1979 mit der Bemerkung attackiert, die Jusos wollen nicht, ‚dass die SPD als die Partei in die Geschichte eingeht, die mit Atomkanzler Schmidt künftigen Generationen ein Leben in Zivilschutzbunkern garantiert habe‘.“ Damit waren die zentralen Herausforderungen angesprochen, die Helmut Schmidt aus seiner Atompolitik erwuchsen: Für die Anti-AKW-Bewegung, die in der Bundesrepublik immer mehr Zuspruch erfuhr, war der „Atomkanzler“ die Personifikation einer risikobehafteten Technologie, die nicht nur Mensch und Umwelt gefährde, sondern auch die Demokratie untergrabe. Schmidts mangelnde Rücksichtnahme auf die wachsenden Zweifel drohte nicht nur die Regierungspartei zu spalten, sondern war auch ein entscheidender Katalysator für die Gründung der GRÜNEN. Doch wie sah Schmidts Atompolitik genau aus? Atomkraft

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