154 Dunkelgrüne Pappe mit einem goldgelben Aufdruck „Republik Freies Wendland“ und der Zeichnung einer „Wendensonne“ bildet den Umschlag. Format, Material, Stempel, Wasserzeichen und Inhalte wie das Porträtfoto, Vor- und Nachname, Geburtsort und -tag, Wohnort, Augen- und Haarfarbe lassen das Heft täuschend echt wirken. Dass es sich nicht um ein rechtsstaatlich anerkanntes Dokument handelt, zeigt erst der zweite Blick. Vorausgefüllt sind „Lebenseinstellung“ mit „positiv“ und „Denkfähigkeit“ mit „gut“. Gültig ist der Pass „für das ganze Universum“. Motiviert waren die Anti-Atomkraft-Protestierenden am 3. Mai 1980 sicherlich, positiv aber nur bedingt. Drei Jahre zuvor hatte die niedersächsische Landesregierung unter Ernst Albrecht (CDU) beschlossen, ein „Nukleares Entsorgungszentrum“ im wendländischen Gorleben zu bauen. Nun sollten die Probebohrungen beginnen. Um dies zu verhindern, besetzten Demonstrierende das Gelände und proklamierten die „Republik Freies Wendland“. Behelfsmäßig gebaute, aber kreativ und bunt gestaltete, Holzhütten bildeten eine basisdemokratische Kleinstadt mit einem „Kinderhaus“, einem „Klinikum“ und einer „Passstelle“, die für zehn DM symbolische Dokumente ausstellte. Das Gelände wurde zur Attraktion für Gäste von nah und fern und verschaffte der Initiative bundesweit mediale Aufmerksamkeit. Nach 33 Tagen war das utopische Staatsprojekt vorbei: Einsatzkräfte des Bundesgrenzschutzes und der Landespolizei räumten innerhalb weniger Stunden die Republik und rissen alle Häuser wieder ab. Lisa Querner „Pass“ der „Republik Freies Wendland“
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