Leseprobe

5 Vorwort Seit 2017 erinnert die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung an einen der bedeutendsten deutschen Staatsmänner des 20. Jahrhunderts und befasst sich als zukunftsorientierte Denkfabrik mit Fragestellungen, die den Vordenker Schmidt bewegten. Drei übergeordnete Themenfelder stehen im Mittelpunkt der programmatischen Stiftungsarbeit: 1. Europa und internationale Politik, 2. Globale Märkte und soziale Gerechtigkeit sowie 3. Demokratie und Gesellschaft. Zudem macht die Stiftung im Helmut Schmidt-Archiv die privaten Dokumente von Schmidt und seiner Frau Loki der Forschung zugänglich und gewährt der Öffentlichkeit Zugang zum ehemaligen Privathaus. Während Schmidts Kanzlerschaft von 1974 bis 1982 sieht sich die Bundesrepublik erheblichen Herausforderungen gegenüber, für die allein nationalstaatliche Lösungsansätze zu kurz greifen. Ökonomisch enden die Jahrzehnte des „Wirtschaftswunders“ mit dem Ölpreisschock, militärisch droht seit Ende der 1970er-Jahre ein nuklearer Rüstungswettlauf zwischen NATO und Warschauer Pakt. Und innenpolitisch erfordert die staatliche Reaktion auf die Terroranschläge der „Roten Armee Fraktion“ schwierige Abwägungen zwischen den Grundwerten von Freiheit und Sicherheit. Viele der damaligen Problemlagen prägen die Welt bei allen seitherigen Veränderungen noch heute. Die ständige Ausstellung Schmidt! Demokratie leben in der Hamburger Innenstadt wirft Schlaglichter auf ein knappes Jahrhundert deutscher wie internationaler Zeitgeschichte mit Schwerpunkt auf der Kanzlerschaft. Schon im Titel kommt zum Ausdruck, welche herausragende Bedeutung für Schmidt die Demokratie als Staats- und Gesellschaftsform hatte – einschließlich ihrer Prinzipien von Debatte und Kompromiss auf der Basis von Meinungs- und Pressefreiheit. Ganz in diesem Sinne finden gesellschaftlich umstrittene Themen eine multiperspektivische Darstellung, die dem Publikum für eine eigene Meinungsbildung die jeweiligen Pro- und Kontra-Positionen nahebringt. Das vorliegende Begleitbuch zur Ausstellung beginnt mit einer Zeitleiste, die wichtige Etappen aus dem privaten wie politischen Leben Schmidts zusammenfasst. Historische Fallstudien widmen sich dann oft weiterhin noch in unserer Gegenwart kontrovers diskutierten Themen von Atomkraft bis Weltwirtschaft, aber auch biografischen Aspekten wie Schmidts Zeit in der Wehrmacht oder seinen vielfältigen Aktivitäten als Altkanzler. Zudem präsentieren Objektgeschichten – über die papierne Überlieferung politischer Dokumente hinaus – materielle Zeugnisse, die Geschichte besonders lebendig werden lassen: beispielsweise ein soldatisches Haarnetz oder eine französisch-deutsche Weinbrandflasche. Mein ausdrücklicher Dank als Kuratoriumsvorsitzender der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung gilt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für die finanzielle Förderung sowie dem Ausstellungs- und Katalogteam der Stiftung für die inhaltliche Umsetzung. Peer Steinbrück

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