Leseprobe

133 hausareals als kulturellem Zentrum der Gartenstadt auch in sozialistischer Zeit, wenngleich dies längst nicht mehr der Realität entsprach. Besonders der frisch gegründete Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) hatte wohl vom Auszug der Streitkräfte erfahren und Interesse und Bedarf an der Nutzung einer größeren Immobilie; das Festspielhaus schien dafür besonders günstig zu sein. Im Sommer 1947 schwebten der Organisation Pläne vor, die in der Tradition früherer Nutzungen standen. Aufgrund der beschränkten Raumsituation der Stadt Dresden war der FDGB auf der Suche nach Atelierräumen für seine Kunstsparte und hob diese als wichtige Nutzungsform, neben der Schaffung möglicher Umsiedlerstellen, hervor. Darin sah er seinerseits einen Beitrag für die Etablierung und den Fortschritt des bevorstehenden sozialistischen Gemeinwesens sowie zur Aufbaupolitik verwirklicht. Im Zuge der Verhandlungen über die erhoffte bevorstehende Freigabe des Geländes hatten die Belange des FDGB jedoch zurückzustehen, da auch die Polizei ein erneutes Interesse an dem Ort zu zeigen schien. Allerdings musste das Landratsamt Dresden gegenüber der Landesregierung 1948 erklären, dass es eine bevorstehende Nutzung, nach der Beobachtung von Bauarbeiten auf dem Grundstück, für unwahrscheinlich hielt.493 Mit dieser Ankündigung einer Rückkehr der Garnison war bis auf weiteres jegliche nicht-militärische Nutzung des Festspielhausareals ausgeschlossen und auch den neuerlichen Ambitionen der Polizei ein Riegel vorgeschoben.494 Die von der Ordnungspolizei belegte Liegenschaft der Mathilde-ZimmerStiftung in der Karl-Liebknecht-Straße 58 sollte indes ebenfalls unter der Aufsicht und Verwaltung der Roten Armee verbleiben. Da der Truppenstandort von den Streitkräften im Frühjahr vorübergehend geräumt worden war, versuchten sich die Gemeindeverwaltung und der Landkreis bei der in Berlin-Zehlendorf ansässigen Mathilde-Zimmer-Stiftung Informationen über den Status des Grundstücks zu verschaffen und Klarheit über die Besitzverhältnisse zu erlangen. Nach der Rückkehr der Roten Armee sollte sich dort die Kommandantur der Lazarett- und Fallschirmjägereinheiten befinden. Schon einmal im Jahr 1914 war das Festspielhaus als Lazarett genutzt worden, um die Genesenden des Ersten Weltkrieges zu versorgen.495 (Abb. 41, 42) 493 Vgl. StA Dresden 4.1.6/200, Bl. 50f., Bl. 95–101. 494 Zur Idee der Unterbringung von Polizeiverbänden bei einem möglichen Abzug der Roten Armee, vgl. StA Dresden 8.13/120/01b, Schreiben Walter Victor, 12. 1. 1947. 495 Vgl. Böckmann (1916), S. 7; StA Dresden 8.13/800/02/II, u.a. Schreiben der Mathilde-Zimmer-Stiftung vom 12.8.1947; Schreiben der Gemeinde vom 31.8.1948.

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