145 II Sieben Jahre Krieg und ein hoffnungsvoller Frieden Am 29. August 1756 – zu einer Zeit, »da keyn Mensch auch nur einen Gedanken an Krieg hegte«, überfiel Preußen das Kurfürstentum Sachsen und löste damit den Siebenjährigen Krieg aus. Getreu dem Verdikt König Friedrichs II., nach dem »die sächsischen Städte wie Mehlsäcke seien, auf die man nur kräftig draufschlagen müsse, um immer noch etwas heraus zu holen«, wurde das Land systematisch ausgeplündert. Nach dem Frieden zu Hubertusburg, der 1763 den Krieg beendete, schrieb Thomas von Fritsch, der als organisatorischer Kopf des Rétablissements den Wiederaufbau Sachsens einleitete, dass neben der völlig desolaten wirtschaftlichen Situation der Städte die »Unterthanen verwildert, das Nutzvieh in schlechtestem Zustand, landwirtschaftliches Gerät nicht mehr vorhanden, die Hölzer ganz abgetrieben und die Wege völlig unbrauchbar« seien. Große Hoffnung setzte die Öffentlichkeit auf das sächsische Herrscherhaus: Gestützt auf die Leipziger Ökonomische Sozietät, förderten Administrator Prinz Xaver von Sachsen und – nach seiner Volljährigkeit – sein Mündel, Kurfürst Friedrich August III., vor allem die gewerbliche Produktion mithilfe neuer technischer Erkenntnisse und Methoden. Innerhalb nur weniger Jahre gelang so die Transformation eines kriegszerstörten Landes zum erneut führenden Wirtschaftsstandort im Reich. II.1 N. N. Allegorische Darstellung auf das »Friedensfest« der Chemnitzer Zeug- und Leineweber-Innung Chemnitz, 1779 Öl auf Leinwand, B 103 cm × H 116 cm Kunstsammlungen Chemnitz – Schloßbergmuseum, Inv.-Nr. cm011704 Die Restaurierung dieses Gemäldes erfolgte durch großzügige Unterstützung des Freundeskreises Schloßbergmuseum e.V. auf der Basis von Spenden. Unter dem Zunftzeichen der Chemnitzer Zeug- und Leineweber sowie zweier allegorischer Figuren, die als fruchtbringende Ceres und schlafender Kriegsgott Mars mit zerbrochenem Schwert anzusprechen sind, hebt ein Text auf das »Fabrikanten«-fördernde Wirken des »sanften Friedensfürsten« Friedrich August III. ab. Das Bild, entstanden anlässlich des Friedensfests zur Beendigung des Bayerischen Erbfolgekriegs mit dem Frieden von Teschen (13. Mai 1779), würdigt die Politik des sächsischen Kurfürsten – die Mitglieder der Chemnitzer Innung sahen die Leistung des Fürsten als conditio sine qua non für die gedeihliche Entwicklung der Gewerbe und des »FabrikantenStandes«. UF Literatur: Keller, Katrin; Viertel, Gabriele; Diesener, Gerald (Hrsg.): Stadt, Handwerk, Armut. Eine kommentierte Quellensammlung zur Geschichte der Frühen Neuzeit, Helmut Bräuer zum 70. Geburtstag zugeeignet. Leipzig 2008. II.2 G. Z. nach Pietro Antonio Novelli »L’armata Sassone che so rende prigioniera di guerra, deponendo le armi a Federico II. il Grande, nel campo vicino a Pirna« (daneben französischer Text gleichlautenden Inhalts) Italien, Druckerei Antonio Zalla, spätes 18. Jahrhundert Kupferstich, B 41,6 cm × H 35,3 cm bez. »Novelli inv.« und »presso Antonio Zalla G.Z. scul.« Kunstsammlungen Chemnitz – Schloßbergmuseum, Inv.-Nr. I/C/h/I Nach dem Überfall der preußischen Truppen auf Sachsen kapitulierte die kurfürstliche Armee unter dem Befehl ihres Kommandeurs Graf Rutowski am 16. Oktober 1756 bei Pirna. König Friedrich II. verfügte daraufhin, dass die 18 000 kriegsgefangenen sächsischen Soldaten gewaltsam ins preußische Heer zu integrieren seien. Doch die sächsischen Soldaten entzogen sich dem Zwangsdienst in der preußischen Armee zu Tausenden: Prinz Xaver von Sachsen organisierte im sogenannten Sammlungswerk die Neuformierung der sächsischen Deserteure. Nunmehr auf Kaiserin Maria Theresia und den französischen König Ludwig XV. vereidigt, entstand mit den »Revertenden« erneut ein schlagkräftiges sächsisches Korps, das bis Kriegsende erfolgreich gegen Preußen kämpfen sollte. UF Literatur: Fiedler, Uwe ; Nicklas, Thomas; Thoß, Hendrik (Hrsg.): Die Gesellschaft des Fürsten. Prinz Xaver von Sachsen und seine Zeit. Chemnitz 2009.
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