13 Verwaltungsbehörden. Als wichtige, ja wegweisende Neuerungen Xavers erwiesen sich u.a.die Gründung der Landes-Ökonomie-, Manufaktur- und Kommerziendeputation 1764 oder die im Folgejahr vorgenommene Gründung der Bergakademie Freiberg.16 Außenpolitisch verfolgte das Kurfürstentum zunächst eine defensive Linie, etwa in Bezug auf Polen. Hinsichtlich des Konflikts um die Erbfolge in Bayern 1778/79 agierte Sachsen an der Seite Preußens – sehr zum Unmut Österreichs, das den Dresdner Frontenwechsel übel aufnahm. Vor eine völlig neue Herausforderung wurde auch der sächsische Kurstaat 1789 durch die Französische Revolution gestellt. 1790 kam es in Teilen Sachsens unter der Landbevölkerung zu Unruhen, die 1791 in einen regelrechten Aufstand mündeten, der gewaltsam durch kursächsisches Militär niedergeschlagen wurde.17 Zwischen 1792 und 1798 nahm auch Sachsen mit einem eigenen Kontingent im Rahmen des Ersten Koalitionskriegs an den Kampfhandlungen gegen das revolutionäre Frankreich teil, die schließlich im Frieden von Rastatt mündeten. In der Folge fanden ab 1803 auf Reichs- bzw. europäischer Ebene rasch Entwicklungen statt, darunter die schrittweise Expansion Frankreichs – seit 1804 des französischen Kaiserreichs – und die Erosion des Heiligen Römischen Reiches, die sich mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803, dem Austritt der Mitglieder des Rheinbunds aus dem Reich und der Niederlegung der Kaiserkrone durch Franz II. 1806 vollzog. Dies zog für Sachsen wie für die übrigen deutschen Territorien weitreichende Konsequenzen nach sich. Wie nach 1763 auch stand nun 1814 im Rahmen der Verhandlungen des Wiener Kongresses abermals die physische Existenz Sachsens zur Disposition. Wohl gelang es Preußen und Russland nicht, die sächsischen Territorien in Gänze dem Hohenzollernstaat einzuverleiben. Gleichwohl mussten die Wettiner schmerzhafte territoriale und Bevölkerungsverluste akzeptieren, Verluste, die die weitere Entwicklung des Königreichs im 19. Jahrhundert maßgeblich beeinflussen und erneute Reformen nötig machen sollten.18 Hierzu zählte u.a. eine territoriale Neugliederung der verbliebenen Gebiete in vier administrative Kreise: den Meißnischen, den Leipziger, den Erzgebirgischen sowie den Vogtländischen. Teile der als »Markgraftum« bezeichneten Oberlausitz, die den sächsischen Kurfürsten 1635/36 als erbliches Lehen der böhmischen Könige übergeben worden war, blieben den Wettinern auch nach 1815 erhalten, wenn auch mit einigen Sonderrechten für die dortigen Stände. Neben der Oberlausitz existierte mit den westlich von Chemnitz gelegenen schönburgischen Rezessherrschaften bis weit in das 19. Jahrhundert hinein überdies ein weiteres Gebiet mit territorialen Sonderrechten, die sich auch auf das Feld der Wirtschaft auswirkten.19 Der hier näher betrachtete Zeitabschnitt kann demnach als ein auch hierzulande von zahlreichen bewaffneten Konflikten geprägter Teil der europäischen wie überseeischen Geschichte wahrgenommen werden. Zu denken ist dabei an die drei Schlesischen Kriege, an die Franzosen- und »Indianerkriege« in Nordamerika, an die darauf folgende Unabhängigkeit Nordamerikas von den britischen Kolonialherren, den Bayerischen Erbfolgekrieg und schließlich an die Französische Revolution, gefolgt vom Zeitalter Napoleon Bonapartes. Jede dieser Auseinandersetzungen ist dabei auch als eine massive Störung des kontinentalen wie transatlantischen Handels zu begreifen, mit Auswirkungen auf jeden einzelnen Produzenten und Konsumenten. Bedeutete dies doch in aller Regel, dass Produzenten bzw. Händler sich kurzfristig auf neue Märkte bzw. Handelswege orientieren oder mit einem Totalverlust ihrer Handelswaren durch Kriegseinwirkung rechnen mussten. Dabei machte es durchaus einen Unterschied, ob man, wie nicht zuletzt auch sächsische Unternehmer, auf sich allein gestellt blieb oder, wie ihre britischen Konkurrenten, auf die tatkräftige Unterstützung des englischen Staates, etwa in Gestalt der Royal Navy bauen konnte, welche die Seehandelswege offen hielt und britische Handelsschiffe vor Übergriffen schützte.20 Kurioserweise profitierten die vogtländischen Musselinmanufakturen vom britisch-französischen Konflikt in Nordamerika, der die Zufuhr von indischen Stoffen erschwerte und damit den 1 Jacquardwebstuhl,Mülsen St. Jacob 1846, Kat. IX.7
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