16 Zukunft?! Der Beitrag der Denkmalpflege zur Bauwende Funktionalismus: »Der Blick auf die wachsenden Gebilde, die einstmals Städte waren, zeigt uns, dass sie einem Menschen gleichen, der verzerrt wird durch krebsige Tochtergeschwüre. Vielleicht gibt es keinen Todestrieb; aber Umstände, die tödlich wirken. Davon ist hier die Rede, obgleich wir – wie alle, die je auf dem Pulverfass saßen – so tun, als wäre alles unstörbar in bester Ordnung.«9 Sehr weitgehende Planungen der Nachkriegszeit in der BRD und in der DDR gingen zwar von unterschiedlichen systemischen Voraussetzungen aus, sie folgten aber ähnlichen städtebaulichen Leitbildern und zeigten ähnliche Resultate: umfangreiche Abbrüche historischer Bausubstanz, sogenannte Flächensanierungen, eine zunehmende Dominanz industrialisierten Bauens. Diese Planungen erfüllten nicht nur Aufbaukonzepte oder Wohnungsbauprogramme, sondern sie gingen oftmals eben auch mit Verlusterfahrungen vielfältiger Art einher – an Gebäuden, Vierteln, Stadtteilen, damit an Vertrautheit, Geschichte, Identifikationspotenzial. Zum 40. Jahrestag des Europäischen Denkmalschutzjahrs wurde 2015 durch eine Vielzahl von Fachleuten in einer Zusammenschau präsentiert, welche diffizilen Prozesse gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, rechtlicher und politischer Natur zu diesem konzertierten Ereignis geführt hatten und was dies in der Folgezeit für Planungs- und Baukultur, für Denkmalschutz und Denkmalpflege und natürlich auch für die Zivilgesellschaft bedeutete. In vielfältiger Weise wurden Zeichen gesetzt und Wege eröffnet. »Für die Hinwendung zur malerischen Altstadt, zu den wiederentdeckten Gründerzeit- und Jugendstilquartieren brachte das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 den Durchbruch.«10 2 Bernhard Sterra während seines Vortrags zu Beginn der Tagung
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